Griechenland kämpft gegen den Bankrott. Doch eine Einigung zwischen Athen und den Geldgebern scheint nicht in Sicht. Nach wie vor liegt von Athen keine Reformliste vor, welche Brüssel überzeugt. Dabei wäre eine solche Liste bis heute fällig. Kommt sie nicht, gibt es auch keine weiteren Milliarden von Europa. «Das ist eine Tragödie», sagt der griechische Star-Autor Petros Markaris. Der Schriftsteller und studierte Volkswirtschaftler ist international bekannt für seine Athen-Krimis, aber auch für seine Gesellschaftskritik. Es sei schwer zu ertragen, dass Griechenland nicht vorwärts komme. Auch das geschäftige Treiben der griechischen Regierung übers Wochenende hat keinen Durchbruch gebracht.
Die Kommunikation und die Lage sind verworren. «Wir hören jeden Tag etwas Neues. Ich wäre völlig verloren, wenn ich das kommentieren müsste», so Petros Markaris. Vertrauen in die neue Regierung? Schwierig. Die neue Regierung sei völlig unerfahren. Sie müsste jetzt dazu lernen, in einer Zeit, in der sie genau das nicht habe – Zeit. Regierungschef Alexis Tsipras sehe die Probleme schon. Doch innerhalb seiner Partei gebe es so viele verschiedene Tendenzen. «Er hat nicht die Kraft, eine klare Linie zu verfolgen. Das ist sein Problem.»
Grosse Verunsicherung in der Bevölkerung
Tatsächlich gleicht das Vorgehen Athens immer mehr einem Schlingerkurs. Zum Teil gar einer Kehrtwende um 180 Grad. Bei den Privatisierungen zum Beispiel. Noch bei Amtsantritt hatte die griechische Regierung erklärt, mit der Spar- und Privatisierungspolitik der Vorgänger Schluss zu machen. Nun heisst es plötzlich, die Regierung sei bereit, die Mehrheit am Hafen von Piräus doch zu verkaufen. Für den Autoren Markaris eine logische Entwicklung: «Die Regierung sieht, dass es anders nicht geht. Sie hat zu viel versprochen, ohne die Realität in Betracht zu ziehen.»
Diese Hüst-und-Hott-Politik hinterlässt auch in der griechischen Bevölkerung Spuren. Bei einer grossen Mehrheit hat die neue Regierung viel von ihrem anfänglichen Goodwill eingebüsst. Die grosse Mehrheit sei verunsichert. «Der Markt liegt brach, kein Mensch kauft etwas. Die Leute räumen ihre Bankkonten.»
Alles sei schlecht vorbereitet. «Das regt mich auf», so Petro Markaris. Und trotzdem: Er hoffe noch immer auf eine Lösung. Und: «Es sind so schlimme Zeiten, dass wir es auch mit einem Lachen versuchen müssen. Jeden Tag zu weinen, macht ja auch keinen Sinn.»