Worum geht es? Der unter den Phlegräischen Feldern westlich von Neapel schlummernde Supervulkan macht die Menschen dort seit ein paar Wochen wieder nervöser als auch schon. Die Zahl der Erdbeben hat sich stark erhöht, das könnte darauf hindeuten, dass ein Ausbruch bevorsteht. Ein solcher könnte in der unmittelbaren Region verheerende Schäden anrichten – und im Extremfall sogar europa- oder weltweit Folgen nach sich ziehen.
Was tut Rom? Die italienische Regierung hat einen Massnahmenkatalog vorgestellt: Die seismischen Bewegungen sollen noch detaillierter überwacht, die Gebäude auf ihre Erdbebenfestigkeit untersucht, die Kommunikation mit der Bevölkerung verbessert und die Infrastruktur für Evakuationen überprüft werden. Das Programm hat einen Umfang von insgesamt 50 Millionen Euro. Binnen 60 Tagen soll jetzt ein Notfallplan erstellt werden. Ausserdem üben die Spitäler der Region heute den Notfall – eine Art Stresstest für den Katastrophenfall.
Warum so gefährlich? Die ganze Region von Neapel mit insgesamt drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist ein Vulkangebiet – im Osten der Stadt thront der Vesuv, im Westen, rund 20 Kilometer entfernt, befinden sich die Phlegräischen Felder. Über dieses rund 150 Quadratkilometer grosse Gebiet sind dutzende alte Eruptionsherde und flache Krater verteilt. Aus vielen Kratern steigen heisse und teils giftige Dämpfe auf, andere sind mittlerweile Wohngebiete. Insgesamt leben rund 500'000 Menschen in dem Gebiet.
Was tat sich in letzter Zeit? Der Boden hat sich in Teilen der Region – etwa in Pozzuoli am Meer – in den letzten 20 Jahren um mehr als einen Meter angehoben. Das ist ein Zeichen, dass der Druck im Untergrund ansteigt. Und zuletzt wurden immer mehr und immer stärkere Erdbeben in der Region registriert. Die Erdbebenherde liegen dabei jeweils nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche. Allerdings war der Boden beispielsweise in den 1980er-Jahren innert weniger Jahre noch viel stärker angehoben worden, 40'000 Menschen wurden evakuiert – aber zu einem Ausbruch kam es nicht, die Phlegräischen Felder beruhigten sich wieder. Bis heute.
Was passiert derzeit? Die vielen kleinen Erdbeben weisen darauf hin, dass möglicherweise Magma aus dem Erdinnern aufsteigt. «Die Experten sind sich uneinig, ob jetzt ein Ausbruch bevorsteht», sagt SRF-Italienkorrespondent Peter Voegeli, der das Gebiet gerade besucht hat. Klar aber sei, dass sich die Aktivität im Untergrund in den letzten Jahren und insbesondere in den vergangenen Wochen deutlich erhöht habe.
Wie steht es um Behördenmassnahmen? Die Region wird seit Jahren von Vulkanologen überwacht – trotzdem sind Voraussagen, was genau als nächstes passiert, sehr schwierig zu machen. Allerdings: «Die Bevölkerung ist schlecht informiert – und auch der Evakuationsplan ist wenig überzeugend», sagt Voegeli. Laut dem Plan sollen die Leute zwölf Stunden Zeit haben, ihre Sachen zu packen, 72 Stunden, um die Region zu verlassen. Sie sollen dann in der Lombardei unterkommen. Ob dort dann auch Unterkünfte für Zehntausende Menschen vorbereitet sind, weiss man in Pozzuoli allerdings nicht. «Man sagte mir, dafür seien die Behörden in der Lombardei zuständig», so Voegeli.