Der ehemalige deutsche SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist als Mitglied des Verwaltungsrats des russischen Gaskonzerns Gazprom nominiert worden. Das teilte das Erdgasförderunternehmen in St. Petersburg, Russland, mit.
Schröder soll anstelle von Timur Kulibajew im Verwaltungsrat antreten. Er ist der Schwiegersohn des im Zuge der Unruhen vom Januar entmachteten kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Die Generalversammlung von Gazprom ist am 30. Juni geplant.
Rosneft, Nord Stream und Gazprom
Mit seinen 77 Jahren ist Schröder bereits Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Präsident des Verwaltungsrats von Nord Stream 2 AG, die zu 51 Prozent der russischen Gazprom gehört. Beide Gasleitungen unter der Ostsee führen von Russland nach Deutschland.
Ausserdem ist der ehemalige deutsche Bundeskanzler (von 1998 bis 2005) bereits Aufsichtsratsvorsitzender (Verwaltungsratspräsident) beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft.
Politische Bedeutung
Schröder hatte zuletzt die Forderungen der Ukraine nach Waffenlieferungen angesichts der schweren Spannungen mit Russland als «Säbelrasseln» kritisiert. Zudem gab er der Nato eine Mitschuld am russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze.
Seine Parteinahme für Russland hatte in Deutschland breite Kritik ausgelöst – auch innerhalb seiner Partei gab es Diskussionen. Schröder gilt als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Die CSU im Bundestag sprach sich inzwischen dafür aus, dem ehemaligen Kanzler die ihm zustehende Amtsausstattung zu entziehen. «Das Verhalten von Gerhard Schröder schadet Deutschland. Wir sollten parteiübergreifend über den Entzug der Amtsausstattung reden», verlangte der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller. Ehemaligen Bundeskanzlern wie auch Bundespräsidenten steht eine Ausstattung mit Büros und Personal in Berlin zu.
Auch aus der FDP kam Kritik. Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann schrieb auf Twitter, man müsse darüber nachdenken, Schröder die Ausstattung zu entziehen. Der Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek sagte dem «Handelsblatt», Schröder sei ein gutbezahlter Lobbyist in Putins Diensten.
Schröders Berliner Büro liess am Freitagabend eine schriftliche Anfrage der dpa unbeantwortet.