Nach dem Verbot der Gay-Pride-Parade in Istanbul ist die Polizei in Istanbul am Sonntag gewaltsam gegen einige Dutzend Teilnehmer einer Demonstration für die Rechte Homosexueller vorgegangen. Die Beamten setzten nach Angaben eines AFP-Fotografen Gummigeschosse und Tränengas ein, um die Kundgebung aufzulösen.
Nur etwa 50 Anhänger der Bewegung und rund hundert Unterstützer nahmen an der Demonstration in der Nähe des Taksim-Platzes im Zentrum der Millionenmetropole teil. Ihnen standen mehrere hundert Spezialkräfte gegenüber. Als diese gewaltsam gegen die Demonstration vorgingen, flohen die Teilnehmer in die umliegenden Gassen. Elf Menschen seien festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur DHA.
Schon Proteste am Samstag
Der Gouverneur von Istanbul hatte die Kundgebung verboten und begründete dies mit der Sicherheit von Teilnehmern und Bürgern sowie dem Schutz der öffentlichen Ordnung. Eine ultrarechte nationalistische Gruppe hat den diesjährigen Schwulenmarsch bedroht.
Schon am Samstag gab es in Istanbul Proteste, auf die die Polizei mit massivem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern reagierte. Auslöser war ein Angriff von Islamisten auf ein Musikgeschäft, wo sich Fans der Rockgruppe Radiohead am Freitagabend in einem Plattenladen versammelt hatten.
Sie feierten dort zeitgleich mit Fans auf der ganzen Welt die Veröffentlichung des neuen Albums «A Moon Shaped Pool» von Radiohead. Die islamistischen Angreifer warfen den jungen Leuten vor, im Fastenmonat Ramadan Alkohol getrunken zu haben.
Erdogan will Gezi-Park überbauen
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan heizte die Spannung in Istanbul mit seiner Ankündigung weiter an, den Gezi-Park doch noch bebauen zu lassen. «Wir werden dort dieses historische Werk errichten», sagte er laut der Nachrichtenagentur Anadolu während einer Rede.
Der Staatspräsident bezieht sich damit auf Pläne von 2013, auf dem Parkgelände neben dem zentralen Taksim-Platz den Nachbau einer osmanischen Kaserne mit einem Einkaufszentrum zu errichten.
Bereits im Juni 2013 hatten sich landesweite Proteste an diesem Projekt entzündet. Die Demonstrationen richteten sich gegen den autoritären Regierungsstil Erdogans, der damals noch Ministerpräsident war. Die türkische Polizei schlug damals den Protest brutal nieder. Mindestens sieben Menschen kamen damals ums Leben.