- Die Handyaufnahmen wühlen auf: Der Afroamerikaner George Floyd liegt am Boden und fleht um Hilfe, doch der Polizist drückt sein Knie weiter in Floyds Nacken.
- Kurze Zeit später stirbt Floyd in einem Spital in Minneapolis.
- In der Stadt kommt es daraufhin zu Protesten und Ausschreitungen. Auch in den Sozialen Medien wird der Fall breit diskutiert und kommentiert.
«Ich kann nicht atmen», fleht der Afroamerikaner George Floyd immer wieder. Doch ein weisser Polizist kniet ungerührt mehrere Minuten lang auf dem Hals des Verdächtigen – bis Floyd schliesslich das Bewusstsein verliert.
Der Vorfall aus der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota erhitzt in den USA die Gemüter und rückt die Spannungen zwischen der schwarzen Minderheit und der Polizei erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Vier Polizisten entlassen
«Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein», sagte der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, in einer emotionalen Pressekonferenz. Die vier in den Fall involvierten Polizisten seien mit sofortiger Wirkung entlassen worden, erklärte Frey. Was die Videos des Vorfalls vom Montagabend zeigten, sei «in jeder Hinsicht falsch». «Was wir gesehen haben, ist schrecklich», sagte er.
Auch in Washington äusserten sich mehrere Abgeordnete und Senatoren entsetzt. Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, erklärte auf Twitter: «George Floyd hatte Besseres verdient. Und seine Familie verdient Gerechtigkeit.»
Auch zahlreiche Sportstars zeigen sich in den sozialen Medien erschüttert. «George hat um Hilfe gefleht und wurde einfach ignoriert, was klar und deutlich aussagt, dass sein schwarzes Leben keine Rolle gespielt hat», schrieb Basketballer Steph Curry. Auch NBA-Topstar LeBron James äusserte sich, ebenso das NFL-Team der Minnesota Vikings.
Friedliche Proteste und Ausschreitungen
Auch auf den Strassen von Minneapolis löst Floyds Tod den zweiten Tag in Folge Proteste aus. Wie örtliche Medien übereinstimmend berichteten, kam es nach einer zunächst friedlichen Versammlung später auch zu Zusammenstössen mit der Polizei.
Nachdem Protestierende vom mutmasslichen Tatort zu einem Polizeirevier gezogen waren, sollen dort Polizeifahrzeuge und Fensterscheiben beschädigt worden sein. Einsatzkräfte gingen demnach mit Tränengas und Geschossen gegen die Demonstranten vor.
In den USA kommt es immer wieder zu aufsehenerregenden Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze. Der jüngste Vorfall erinnert an den ebenfalls auf Video festgehaltenen Fall des Afroamerikaners Eric Garner. Der damals 43-Jährige wurde 2014 von New Yorker Polizisten zu Boden geworfen. Sie drückten ihm die Luft ab, später starb er im Krankenhaus.
Garners letzte Worte – «Ich kann nicht atmen» – wurden zu einem Slogan der Bewegung «Black Lives Matter». Diese setzt sich in den USA für Gleichberechtigung von Schwarzen und Weissen und gegen Polizeigewalt ein. Schwarze Amerikaner machen in den USA nur rund 13 Prozent der 330 Millionen Einwohner aus.
Zuletzt hatte in den USA ein Video aus dem Bundesstaat Georgia für Aufsehen gesorgt – ein verstörendes Handyvideo zeigte, wie der schwarze Jogger Ahmaud Arbery (25) offenbar von weissen Männern angegriffen und dann erschossen wurde. Nach der Tat im Februar hatte es zwei Monate gedauert – bis zur Veröffentlichung des Videos – bis es in dem Fall erste Festnahmen gab.