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Positionierung im Nahost-Krieg Ben & Jerry’s klagt gegen Mutterkonzern Unilever

Bei der Klage geht es um die Frage, wie deutlich sich Ben & Jerry’s im Nahostkonflikt positionieren darf.

Worum geht es? Der US-Glacekonzern Ben & Jerry’s hat in New York eine Klage gegen seinen Mutterkonzern Unilever eingereicht. Es geht um die Frage, wie deutlich sich Ben & Jerry’s im Nahostkonflikt positionieren darf.

Was wirft Ben & Jerry’s Unilever im aktuellen Prozess vor? Der Glaceproduzent behauptet, Unilever wolle ihn beim Thema Gazakrieg mundtot machen. Ben & Jerry’s gibt in der Klage an, dass Unilever die Glacefirma mehrmals daran gehindert hätte, sich etwa zu einem Waffenstillstand in Gaza zu äussern oder zum Umgang mit palästinensischen Geflüchteten. Hintergrund der Klage ist ein Streit zwischen Ben & Jerry’s und der Konzernmutter im Jahr 2021: Damals wollte die Glacefirma keine Produkte mehr an jüdische Siedler im von Israel besetzten Westjordanland verkaufen. Es ging Ben & Jerry’s darum, ein Zeichen gegen die Besatzung zu setzen. Unilever gelang es jedoch, die Produkte weiterhin im Westjordanland zu verkaufen. 2022 einigten sich Konzernmutter und -tochter schliesslich aussergerichtlich in der Sache. Ben & Jerry’s sagt nun, dass Unilever die Vereinbarung von 2022 nicht einhalte, in dem es den Glacekonzern zum Schweigen bringen wolle.

Glace.
Legende: Getty Images/Michael M. Santiago

Was sagt Unilever dazu? Der Konzern bestreitet die Vorwürfe in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters.

Welchen Hintergrund hat der Glacefabrikant? Ben & Jerry’s war 1978 von zwei jüdischen Unternehmern gegründet worden und wurde 2000 von Unilever, einem britischen Konsumgüterkonzern, übernommen. Bei der Übernahme hat sich Ben & Jerry’s jedoch ausbedungen, dass der Verwaltungsrat der Firma unabhängig bleiben darf und sich weiter um die «soziale Mission» der Firma kümmern soll. «Die aktuelle Klage passt zu Ben & Jerry’s», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff. «Der Glaceproduzent war schon von Beginn an ein politisches Unternehmen. Immer wieder ist er durch politische Aktionen aufgefallen und hat sich für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit eingesetzt.»

Wie reagiert Israel auf die Glacefirma und ihre politischen Äusserungen? Die israelische Regierung habe 2021 mit einem Verbot der Produkte gedroht und «selbst das renommierte Simon-Wiesenthal-Center rief zum Boykott des ‹antisemitischen Glaces› auf», sagt SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner. Verboten wurde Ben & Jerry’s in Israel jedoch nicht. Die Glacefabrikanten jüdischer Herkunft argumentierten, dass es nicht per se antisemitisch sei, Kritik an der Politik des Staates Israel zu äussern, so Susanne Brunner.

Susanne Brunner

Leiterin Auslandredaktion

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Susanne Brunner war für SRF zwischen 2018 und 2022 als Korrespondentin im Nahen Osten tätig. Sie wuchs in Kanada, Schottland, Deutschland und in der Schweiz auf. In Ottawa studierte sie Journalismus. Bei Radio SRF war sie zuerst Redaktorin und Moderatorin bei SRF 3. Dann ging sie als Korrespondentin nach San Francisco und war nach ihrer Rückkehr Korrespondentin in der Westschweiz. Sie moderierte auch das «Tagesgespräch» von Radio SRF 1. Seit September 2022 ist sie Leiterin der Auslandredaktion von Radio SRF.

Hier finden Sie weitere Artikel von Susanne Brunner und Informationen zu ihrer Person.

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