Darum geht es: Angesichts der extremen Inflation streicht die venezolanische Regierung bei der Landeswährung Bolivar sechs Nullen. Die Währung wird also durch eine Million geteilt. Dadurch soll das Geld in Venezuela im täglichen Umgang etwas besser verwendet werden können. Ein Franken ist derzeit rund fünf Millionen Bolivar wert, nach der neuen Formel sind es noch fünf Bolivar. «Künftig wird man weniger Säcke voller Geld mitnehmen müssen, wenn man ein Brot kaufen geht», sagt dazu SRF-Wirtschaftsredaktorin Maren Peters.
Deshalb ist das nötig: Allein im vergangenen Mai lag die Teuerung in Venezuela bei 2700 Prozent, für das laufende Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds mit einer Inflationsrate von 5500 Prozent. Das einst dank seiner Ölvorkommen reiche Venezuela steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, 2021 soll die Wirtschaftskraft laut IWF um zehn Prozent zurückgehen. Die Ölförderung im Land mit den grössten Reserven der Welt ist auf den niedrigsten Stand seit mindestens 80 Jahren gesunken. Angesichts der humanitären Krise haben rund 5,6 Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen.
So heisst die neue Währung: Ab Oktober gilt also der «Bolivar Digital» in Venezuela. «Eine solche Reform ist aufwändig – aber angesichts der massiven Probleme, welche die venezolanische Wirtschaft hat, ist das eine der kleineren Herausforderungen», sagt Peters. Mit der Streichung der sechs Nullen ändert sich der Wert des Geldes aber nicht. Auch habe die Aktion keinen Einfluss ausserhalb Venezuelas. Denn der Bolivar wird angesichts des Wertezerfalls nirgends mehr gehandelt. Und: Auch in Venezuela selber wird der Bolivar immer weniger verwendet. Bereits heute wird ein grosser Teil der Geschäfte in Dollar abgewickelt, nachdem das die Regierung 2019 offiziell zugelassen hat.
Das kann die Aktion bringen: Schon vor drei Jahren waren am Bolivar fünf Nullen gestrichen worden. Doch gebracht hat das nicht viel – sonst müsste man nicht jetzt schon wieder so viele Nullen streichen. «Es brachte höchstens eine kurzfristige Entspannung», sagt Peters. Am grundlegenden Problem einer Hyperinflation ändere das aber nichts. Diese wäre nur durch massive Wirtschaftsreformen zu stoppen. Kurz: «Die Note sieht mit ein paar Nullen weniger darauf etwas stabiler aus, mehr aber nicht.» Insofern habe die Aktion höchstens einen gewissen «PR-Effekt», so Peters.
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