Fast täglich rühren rechtskonservative Medien wie Fox News die Trommeln in der Affäre Hunter Biden. Sie breiten Einzelheiten aus und lassen republikanische Politiker darauf reagieren. «Hunter Biden ist eine Gefahr für die nationale Sicherheit», sagt etwa der Abgeordnete James Comer.
Rund 90 Republikaner verlangten kürzlich eine unabhängige Sonderermittlung, weil sie das Justizministerium für befangen halten. Dieses ermittelt wegen mutmasslichen Schwarzgelds, das Hunter Biden erhalten haben soll, als sein Vater noch als Vizepräsident Barack Obamas amtierte. Das Geld stammt aus ausländischen Quellen.
Nebulöse Verstrickungen
Hunter Biden war unter anderem Vorstandsmitglied bei der ukrainischen Energiefirma Burisma und erhielt als Vergütung bis zu 80'000 Dollar pro Monat. Ausserdem pflegte er nebulöse Geschäftsbeziehungen in der Teppichetage der chinesischen Energiefirma CEFC. Beide Konzerne hatten Korruptionsverfahren am Hals. Der Verdacht liegt nahe, dass Hunter Bidens ausländische Geschäftspartner vor allem eines kaufen wollten: Einfluss auf seinen Vater und die US-Regierung.
Und dann kam Donald Trump ins Spiel. Als Präsident versuchte er nachzuweisen, dass Joe Biden in die Geschäfte seines Sohns verwickelt war. Ohne Erfolg. Er versuchte Druck auf die ukrainischen Behörden auszuüben, die Burisma-Verwicklungen der Bidens zu untersuchen – was zum Impeachment von Trump führte.
Bevor sein Vater ins Präsidentenamt gewählt wurde, stellte Hunter Biden seine Geschäfte ein. Doch dann begann er zu malen. Seine Bilder verkaufe er inzwischen für über 100'000 Dollar, sagt «Politico»-Journalist Ben Schreckinger, Autor eines Buchs über die Biden-Familie. Auch hier stelle sich die Frage, ob die Käufer wirklich für die Kunst von Hunter Biden bezahlen würden, oder für etwas anderes. Problematisch sei, dass im Kunsthandel die Käuferschaft anonym bleibe.
Private Eskapaden
Hunter Biden sei nicht der erste Verwandte eines US-Präsidenten, der versuche, aus der persönlichen Beziehung Profit zu schlagen, sagt Schreckinger. Aber sein Gebaren gebe besonders viel her für die Sensations-Medien. Denn neben anrüchigen Geschäftsbeziehungen biete Hunter Bidens persönliches Leben reichlich Material für Schlagzeilen. So etwa seine Crack- und Alkoholsucht oder eine Affäre mit der Witwe seines Bruders, kurz nach dessen Tod.
Es kursieren immer mehr pikante persönliche Details, E-Mails, SMS, Party-Fotos, seit die Daten eines Laptops von Hunter Biden an die Öffentlichkeit geleakt wurden. Ein gefundenes Fressen für die politischen Gegner seines Vaters.
Das Schweigen des Präsidenten
Die dauernden Schlagzeilen rund um Hunter Biden würden dem Ruf von Präsident Joe Biden beträchtlichen Schaden zufügen, sagt Schreckinger. Dieser nimmt zu den Ermittlungen gegen seinen Sohn konsequent keine Stellung.
Und was sagt Hunter Biden zum Sturm, in dessen Mitte er sitzt? Er kooperiere voll mit den Strafverfolgungs-Behörden und sei hundertprozentig sicher, dass er am Ende der Ermittlungen von jedem Verdacht befreit sei, sagte er gegenüber CBS. Ob eine Anklage erfolgen wird, und aus welchen Gründen, ist unklar. Doch der politische Schaden für Präsident Biden ist längst angerichtet.