- Der politische Quereinsteiger Wolodymyr Selenski hat die Stichwahl um das Präsidentenamt gemäss vorläufigen Ergebnissen klar gewonnen.
- Nach der Auszählung von gut der Hälfte aller Stimmen kommt 41-Jährige am frühen Montagmorgen auf rund 73 Prozent der Stimmen.
- Amtsinhaber Petro Poroschenko liegt dagegen bei knapp 25 Prozent der Stimmen. Er hat seine Niederlage eingeräumt und dem Herausforderer zum Sieg gratuliert.
- Auch mehrere Staats- und Regierungschefs, darunter Donald Trump und Emmanuel Macron, haben den Entertainer beglückwünscht.
Mit Selenski kommt in dem Land zwischen der EU und Russland erstmals ein Staatsoberhaupt ohne jedwede Regierungserfahrung ins Amt. Zudem hat noch nie ein Präsident der unabhängigen Ukraine ein solch starkes Ergebnis erzielt. Selenski, der jüngste Präsident der ukrainischen Geschichte, strebt einen EU-Beitritt an. Über einen umstrittenen Nato-Beitritt der Ukraine soll eine Volksabstimmung entscheiden.
Selenski kündigte zudem an, den Friedensplan für den umkämpften Osten wiederzubeleben. Seit 2014 kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk Regierungssoldaten gegen prorussische Separatisten. Rund 13 000 Menschen sind dabei nach UN-Angaben getötet worden.
Der in seiner Heimat gefeierte Showstar Selenski spielt seit Jahren einen Präsidenten der Comedy-Serie «Sluha Narodu» – zu Deutsch: Diener des Volkes. Wie in der Serie, in der ein Geschichtslehrer überraschend Staatschef wird, will er nun als «einfacher Mensch», wie er sagt, das von Korruption geprägte System in seiner Heimat zerstören.
Trump gratuliert
US-Präsident Donald Trump habe den 41-Jährigen angerufen und auch das ukrainische Volk zur friedlichen und demokratischen Wahl beglückwünscht, teilte sein Sonderbeauftragter Kurt Volker bei Twitter mit. «Wir werden die Ukraine weiter unterstützen bei ihren Anstrengungen, die territoriale Unversehrtheit herzustellen und Russlands Aggression abzuwehren», schrieb der US-Vertreter.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gratulierte Selenski am Telefon, wie der Wahlsieger auf seiner Facebook-Seite mitteilte. Macron hatte den Komiker wie auch Poroschenko kurz vor der Abstimmung in Paris empfangen. Bei Twitter gab es zudem Glückwünsche von der EU und der Nato.
Poroschenkos Wahlkampf ging nicht auf
Der amtierende Staatschef Petro Poroschenko hatte einen nationalkonservativen Wahlkampf geführt. Er warnte davor, dass der russische Präsident Wladimir Putin sich das Land unterwerfen wolle. Selenski wies dabei Vorwürfe zurück, eine russische Marionette zu sein.
Der Oligarch Poroschenko war nach den pro-europäischen Protesten auf dem Maidan – dem Unabhängigkeitsplatz – in Kiew vor fünf Jahren der grosse Hoffnungsträger der EU und der USA. Er hatte bereits vor der sich abzeichnenden Wahlschlappe gesagt, jedes Wahlergebnis zu akzeptieren. «Ich verlasse mich auf die Weisheit des ukrainischen Volkes», meinte er am Wahltag. Die Ukraine steckt seit mehreren Jahren in einer Wirtschaftskrise. Viele Menschen hoffen besonders auf mehr Wohlstand – vor allem auf steigende Löhne und Renten sowie sinkende Lebenshaltungskosten.