Rennen offiziell eröffnet : Der Verfassungsrat hat am Montag die offizielle Liste mit den Kandidaturen für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich herausgegeben. Von den 65 offiziell Interessierten brachten zwölf die nötigen Unterschriften von mindestens 500 gewählten Politikerinnen und Politikern zusammen.
Die bekanntesten Namen: Amtsinhaber Emmanuel Macron, der mit der Partei «La République en Marche» seit 2017 regiert. Valérie Pécresse von den Konservativen mit ihrer rechtsgerichteten Partei «Soyons libres» sowie Marine Le Pen vom rechts-nationalen Rassemblement National (RN). Jean-Luc Mélenchon von den radikal Linken mit der Partei «La France insoumise», die Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo mit den Sozialisten sowie der Grüne Yannick Jadot. Dazu kommen der rechtsextreme Publizist Eric Zemmour mit seiner Bewegung «Reconquête» (Rückeroberung) sowie Fabien Roussel, Nationalsekretär der Kommunistischen Partei .
Wahlkampf und Ukraine-Krieg: Der Wahlkampf wird mittlerweile stark vom Krieg in der Ukraine überschattet, wie Auslandredaktorin Veronika Meier erklärt: Viele Menschen im Land fürchten sich vor den wirtschaftlichen Folgen für Frankreich und Europa, und die Distanz der Kandidatinnen und Kandidaten zum russischen Präsidenten ist zum Thema geworden.
Die Putin-Nahen: Dazu gehört Marine Le Pen, die sich auch schon Kampagnen mit russischem Geld mitfinanzieren liess. Kürzlich sagte sie, Putin sei eben heute nicht mehr der gleiche. Sie soll auch Wahlkampfbroschüren mit Bildern an der Seite von Putin vernichtet haben. Jean-Luc Mélanchon, der lange viel Verständnis für Putin zeigte, räumte seine «Fehleinschätzung» ein, verurteilte Putin und warb für Frieden. Eric Zemmour sagte noch vor einem Monat, Putin sei nicht Angreifer, sondern Angegriffener. Anfang Woche rechtfertigte er sich in Toulon, er sei nicht auf der Seite Putins, sondern einzig auf der Seite Frankreichs.
Die Favoritenrolle: Von der Weltlage profitiert vor allem Präsident Macron. In jüngsten Umfragen legte er auf rund 30 Prozent für den ersten Wahlgang zu. Macron wird offensichtlich ganz klar als Krisenmanager wahrgenommen. Der ehemalige sozialistische Premier Manuel Valls sagte kürzlich, er werde Macron wiederwählen, weil die internationale Lage seit 1945 noch nie so instabil gewesen und einfach keine Zeit für Experimente sei. Dies sei wohl bezeichnend und drücke wahrscheinlich gut aus, was in vielen Französinnen und Franzosen zurzeit vorgehe, schätzt Meier.
Die innenpolitischen Themen: Die Gefahr ist gross, dass nun viele innenpolitische Probleme im Wahlkampf untergehen, darunter die Rentenreform. Macron wird denn auch zum Teil vorgeworfen, er entziehe sich dem Wahlkampf. In seiner «Lettre aux francais hielt er bereits fest, er könne den Wahlkampf wegen der aktuellen Umstände nicht nach Wunsch führen. Fernsehdebatten etwa sind vorerst nicht vorgesehen. Er sei aber sehr wohl bereit, die Konfrontation einzugehen, versprach er.
Die Aussichten: Der erste Wahlgang findet am 10. April statt. Hier schafft üblicherweise niemand die nötige absolute Mehrheit. Dass Macron bei der Stichwahl der beiden Bestplatzierten dabei ist, bezweifelt niemand. Marine Le Pen kommt ihm zurzeit in den Umfragen mit 17 Prozent im ersten Wahlgang am nächsten – trotz Nähe zu Putin.