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Russlands Staatskasse leidet unter dem Preiszerfall beim Erdöl
Aus Tagesschau vom 25.04.2020.
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Preiszerfall auf dem Ölmarkt Russlands Wirtschaft im Schockzustand

Die Krise auf dem Ölmarkt trifft Russland schwer. Dabei steht der Kreml vor einem schier unlösbaren Dilemma.

An den Preisen für Öl- und Gas lässt sich die Lage für die russische Wirtschaft meist direkt ablesen. Wie grosse die Abhängigkeit von Öl und Gas für die russische Wirtschaft nach wie vor ist, zeigt ein Blick in die Staatskassen. Fast 40 Prozent aller staatlichen Einnahmen im vergangenen Jahr stammen aus dem Öl- und Gasverkauf.

Preise wie zu Jelzins Zeiten

Der tiefe Fall des Ölpreises von dieser Woche hat nicht nur Händler geschockt. Kostet ein Barrel russisches Erdöl im April vor einem Jahr noch 71.54 US-Dollar, sank der Preis diese Woche auf 8.48 US-Dollar. So wenig gekostet hat russisches Öl zuletzt im Dezember 1998. Wladimir Putin hat während den gesamten zwei Jahrzehnten als russisches Staatsoberhaupt noch nie einen solch tiefen Erdölpreis erlebt.

Preisbildung bei russischem Erdöl

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Der Preis für russisches Erdöl ist nicht öffentlich zugänglich. Die Marktpreise werden vom russischen Finanzministerium unter Verschluss gehalten und nur punktuell publiziert. Eine kleine Gruppe von kommerziellen Beratungsfirmen sammelt Daten zu den Verkaufspreisen und verkauft diese Daten anschliessend an Kunden weiter. Russisches Erdöl wird nicht an der Börse gehandelt, sondern die Preise werden in Exportverträgen festgehalten.

Allen Massnahmen zum Trotz

Die Konsequenzen für das Staatsbudget seien verheerend, sagt Ölmarkt-Experte Michail Krutichin: «Wenn der Preis für russisches Öl unter 15 US-Dollar pro Barrel fällt, dann nimmt der Staat keine Mineralöl-Steuer mehr ein. Für das russische Budget springt rein gar nichts ab durch die Öl-Förderung.»

Zwei Mitarbeiter des staatlichen Ölunternehmens Rosneft zbei der Entnahme von Öl-Proben auf Samotlor.
Legende: Zwei Mitarbeiter des staatlichen Ölunternehmens Rosneft zbei der Entnahme von Öl-Proben auf Samotlor. Getty Images

Um die Auswirkungen der Rohstoffpreise zu dämpfen, hat die russische Regierung in den vergangenen Jahren zahlreiche Massnahmen getroffen. Unter anderem hat Russland die Staatsverschuldung stark reduziert und der Rubel wurde einseitig an den Ölpreis geknüpft, um die Exportwirtschaft zu schützen. Bei dem Ausmass des Preiszerfalls vermögen diese Massnahmen jedoch das Budget nicht vollständig zu schützen.

Unterschätzte Krise

Dass die Krise so schnell und heftig eskalierte, hat sich Russland teilweise auch selbst zuzuschreiben. Anfang März provozierte Russland einen Preiskampf mit Saudi-Arabien, als Russland überraschend ein Treffen der erdölexportierenden Staaten verliess. Russland wollte sich gegen eine Reduktion der Fördermenge wehren. Nur knapp einen Monat später musste Russland von der eigenen Position zurück krebsen. Ein deutliches Zeichen dafür, wie stark der Kreml die Auswirkungen der Coronakrise auf die Weltwirtschaft unterschätzt hatte.

Öl-Bohrturm auf Samotlor dem grössten Öl-Feld in Russland.
Legende: Öl-Bohrturm auf Samotlor dem grössten Öl-Feld in Russland in der Nähe der Stadt Nischnewartowsk. Getty Images

Um einen weiteren Preisverfall zu stoppen, einigten sich Saudi-Arabien und Russland auf eine Reduktion der Fördermenge. Russischen Ölunternehmen bleibt nur eine sehr kurze Frist, um die Förderung um ganze 20 Prozent zu reduzieren. Nach aussen zeigte sich der russische Energieminister, Alexander Nowak dennoch selbstbewusst: «Unsere russischen Ölunternehmen sind bereit. Es sollten nun Massnahmen getroffen werden, damit wir die Fördermenge erreichen können, zu welcher sich Russland verpflichtet hat.»

Irreparable Schäden

Dies habe jedoch langfristig grosse Auswirkungen auf die Unternehmen, ist Michail Krutichin überzeugt: «Wir haben 180'000 Ölquellen in Russland. Darunter sind auch sehr viele alte Ölförderstellen. Diese später wieder in Betrieb zu nehmen, wird enorme Kosten verursachen.»

Hinzukommt die geografische Lage der grössten Ölquellen Russlands. Diese liegen in jenen Teilen Sibiriens, in welchen selbst im Juni unter null Grad Lufttemperatur herrschen können. Wird die Förderung unter diesen Bedingungen gestoppt, können Rohre einfrieren und irreparable Schäden entstehen. Eine schnelle Entspannung auf dem Ölmarkt wird nicht erwartet. Experten rechnen damit, dass es mehr als zwei Jahre dauern wird, bis sich der Markt erholen kann.

Tagesschau, 25.4.20, 19:30 Uhr

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