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Projekt «Suedlink» Vom Norden in den Süden: «Strom-Autobahn» für deutsches Klimaziel

In Deutschland ist der Bau einer neuen Autobahn in vollem Gange – diese befördert aber keine Autos, sondern Strom. Das Infrastrukturprojekt «Suedlink» soll grünen Strom vom Norden des Landes in den Süden bringen. Wirtschaftsredaktor Matthias Heim über die Bedeutung des Grossprojekts.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Was erhofft sich Deutschland von Suedlink?

In erster Linie geht es darum, den Strom in Deutschland besser zu verteilen. Im Norden von Deutschland stehen die grossen Windparks mit Tausenden Windrädern draussen im Meer oder an Land. Entsprechend viel Strom produzieren diese Anlagen. Doch die grossen Mengen Strom werden im Süden des Landes benötigt, in den Wirtschaftszentren rund um Stuttgart oder München etwa. Bisher fehlen grosse und leistungsstarke Stromleitungen, die den Strom inf den Süden des Landes bringen könnten. Mit den neuen «Strom-Autobahnen» behebt man diesen Flaschenhals im deutschen Stromnetz.

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Wie viel trägt das Projekt Suedlink dazu bei?

Sehr viel, denn es kommt heute regelmässig vor, dass ein Teil der Windräder im Norden abgestellt werden muss, wenn der Wind sehr stark bläst und entsprechend viel Strom produziert wird, es aber gleichzeitig dort nicht genügend Verbraucher gibt und der Strom nicht abtransportiert werden kann. Gleichzeitig brauchen die Wirtschaftszentren im Süden auch Strom, der dort etwa mit Gas oder Kohle produziert wird. Wenn es gelingt, den Windstrom in den Süden zu verlagern, kann Deutschland damit auch Gas und Kohlestrom ersetzen. Ausserdem ist Windstrom sehr viel günstiger als Gas oder Kohle.

Rostiges Rohr entlang eines Hügels in grüner Landschaft.
Legende: Die Leitungen für Suedlink werden unterirdisch verlegt. KEYSTONE/DPA/Daniel Löb

2028 soll der erste Strom fliessen. Wie gut kommt das Projekt voran?

Die ersten Meter Kabel wurden in der Nähe von Hamburg verlegt. Insgesamt wird die Leitung über 700 Kilometer lang sein. Die Kabel werden weitgehend im Boden verlegt. Das heisst, dass man 700 Kilometer Kabelschächte ausheben, Flüsse, private Grundstücke und auch Landwirtschaftsfelder queren, Strassen passieren und Naturschutzgebiete umgehen muss. Hierfür braucht es Bewilligungen und Zustimmungen. Das Projekt ist dementsprechend aufwendig und langwierig. 2028 wird wohl der erste Strom auf gewissen Teilstücken fliessen, aber nicht durchgehend von Nord nach Süd.

Welche Auswirkungen hat das Projekt auf die Schweiz?

Für die Schweiz sind das insgesamt gute Nachrichten. Wenn das gesamteuropäische Netz stabiler wird, hilft das auch der Schweiz. Fliesst mehr Strom aus dem Norden nach Süden, ergibt das auch mehr Spielraum für die Stromproduktion in Süddeutschland. Das heisst, dass beispielsweise der überschüssige Strom aus Solaranlagen in den Schweizer Speicherseen zwischengespeichert werden kann. Mit dem überflüssigen Strom wird Wasser in die Stauseen bei uns in den Bergen hochgepumpt und dann, wenn der Wind nicht mehr so stark weht, wird dieses Wasser in Strom umgewandelt. Der positive Nebeneffekt für die Schweizer Stromkonzerne: Sie könnten den Strom nach Deutschland exportieren und damit Geld verdienen.

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SRF 4 News, 22.10.2024, 6:50 Uhr ; 

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