Seit über zwei Wochen protestieren niederländische Bauern gegen geplante neue Umweltauflagen. Mit der drastischen Reduktion des Stickstoff-Ausstosses müssten nach Einschätzung der Regierung etwa 30 Prozent der Viehbauern ihren Betrieb aufgeben.
Die zum Wochenbeginn geplante «Stilllegung des Landes» gelang den Bauern zwar nicht ganz, doch es wurden zahlreiche Strassen und Verteilzentren von Supermärkten blockiert. Die Regierung hatte am Wochenende einen Vermittler bestimmt, doch bisher gibt es keine Aussichten, dass die Aktionen ausgesetzt würden. Der Zentrale Verband des Lebensmittelhandels nannte die Blockaden «total inakzeptabel» und sprach bereits von ersten Versorgungsengpässen.
Das Problem mit dem Ammoniak
Kein anderes Land in Europa betreibt eine derart intensive Landwirtschaft und hält mehr Vieh pro Hektar wie die Niederlande. Teilweise wird das Vieh gar gestapelt, in dreistöckigen Schweineställen. Entsprechend gross ist der Stickstoffausstoss der Landwirtschaft durch die Massentierhaltung.
Der von der Regierung Mitte Juni vorgestellte Rahmenplan gebe nun auf einer Landkarte in verschiedenen Farben an, in welchen Gebieten die Stickstoff-Produktion um wieviel Prozent reduziert werden müsse, erklärt SRF-Mitarbeiter Thomas Verfuss. In Naturschutzgebieten sind das teilweise über 90 Prozent.
Keine rasche Lösung in Sicht
Dies träfe entsprechend vor allem Bauernbetriebe rund um diese Naturschutzgebiete. «Sie befürchten, dass ihre Höfe derart verkleinert werden, dass sie nicht mehr wirtschaftlich wären oder gar schliessen müssen», so Verfuss.
Naturschutzorganisationen sehen die langfristige Lösung des Problems in einer massiven Reduktion der Massentierhaltung und des Fleischexports. Eine Umstellung etwa auf biologische Produktion aber kostet Zeit und Geld. Für viele Bauern ist das nicht möglich, haben sie doch unter dem Druck der grossen Supermarktketten in die Massentierhaltung investiert und Kredite aufgenommen.
Aber auch die aktuelle Vierparteien-Regierung ist in der Frage zerstritten, die zudem durch die Corona-Pandemie und steigende Energiepreise noch vor anderen finanziellen Herausforderungen steht. Ausserdem müsste nicht die Zentralsregierung die neuen Umweltauflagen umsetzen. Die Ausarbeitung wäre den zwölf Provinzen überlassen, wo es ebenfalls starken Widerstand der ländlichen Kreise gibt.