- Impfgegner, Rechtsextreme und Randalierer haben am Samstag bei einer Demonstration gegen Corona-Massnahmen in der italienischen Hauptstadt Rom die Zentrale der Gewerkschaft CGIL mit Stöcken und Fahnenstangen attackiert und verwüstet.
- Davor waren Zehntausende von Demonstranten durch Rom gezogen. Es kam zu schweren Ausschreitungen.
- Hunderte versuchten zum Regierungssitz von Premierminister Mario Draghi vorzudringen.
- Die Polizei nahm am Sonntag die Anführer der rechtsextremen Partei Forza Nuova und zwölf Randalierer fest. Die Partei hatte zur Demonstration aufgerufen.
Bei Zusammenstössen mit der Polizei kam es am Samstag zu Angriffen und Handgemengen, die Ordnungskräfte setzten Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Die Polizei nahm am Sonntag die beiden Anführer der rechtsextremen Partei Forza Nuova, Giuliano Castellino und Roberto Fiore fest.
Von einer «Stadtguerilla der No Vax», also der Impfgegner, schrieb der «Corriere della Sera» am Sonntag. Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Mario Draghi verurteilten die Gewalt.
Vor allem die Erstürmung der Zentrale der Gewerkschaft CGIL, bei der unter anderem drei Polizisten verletzt wurden, schockierte die Politik. Demonstranten attackierten Wachleute mit Stöcken und Fahnenstangen und drangen in das Innere des Gebäudes vor, wie auf Amateuraufnahmen zu sehen war.
Von einem Akt «faschistischer Gewalt» und einem «Angriff auf die Verfassung», sprach CGIL-Chef Maurizio Landini. Zuvor hatte er den Randalierern schon gesagt: «Niemand darf glauben, unser Land in die Faschistenzeit zurückstossen zu können.»
Angriff auf Notaufnahme von Spital
Einige Zehntausend Menschen waren am Samstag durch Rom gezogen, um gegen die Corona-Massnahmen der Regierung zu protestieren. Nach einer genehmigten Kundgebung an der Piazza del Popolo marschierten die Demonstranten durch die Innenstadt und versuchten immer wieder, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Dabei wurden Gegenstände und Knallbomben auf die Polizisten geworfen. Berichten zufolge wollten einige zum Amtssitz von Ministerpräsident Draghi vordringen, wurden dabei aber von Wasserwerfern der Polizei aufgehalten.
Am Abend griffen etwa 30 Menschen die Notaufnahme eines Spitals an, in dem einer ihrer festgenommenen Mitstreiter wegen einer Verletzung behandelt wurde. Die Randalierer brachen die Tür auf und gerieten mit Ordnungskräften sowie Sanitätsmitarbeitern aneinander, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Vier Menschen wurden verletzt, unter ihnen eine Krankenschwester, die eine Flasche gegen den Kopf bekam.
«Grüner Pass» ab 15. Oktober für Arbeitnehmer obligatorisch
In Italien treten in der neuen Woche weitere Massnahmen gegen die Corona-Pandemie in Kraft. Ab 15. Oktober muss jeder Beschäftigte in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst einen sogenannten «Grünen Pass» haben, also einen Nachweis der Impfung, Genesung oder eines – zu bezahlenden – negativen Tests. Die Kritiker dieses Passes und Impfgegner machten zuletzt Stimmung gegen die Massnahme.
Diese sorgt aber gleichzeitig dafür, dass von Montag an Lockerungen möglich sind: Kinos, Theater und Konzerthallen etwa dürfen wieder zu 100 Prozent ausgelastet werden. Auch Diskotheken können wieder öffnen. Eintritt zu allen Events gibt es nur mit dem «Grünen Pass».
Am Sonntag hat es in Florenz, Bologna und Mailand Solidaritätskundgebungen mit der Gewerkschaft gegeben.