- Die Polizei hat das von Demonstranten besetzte Parlamentsgebäude in Hongkong geräumt.
- Die Beamten – ausgerüstet mit Schlagstöcken und Gummigeschossen – durchsuchten das Areal.
- Am Nachmittag hatten vermummte Demonstranten das Parlamentsgebäude der Stadt gestürmt. Gleichzeitig kam es auf der Strasse zu friedlichen Protesten gegen das von der Regierung geplante Auslieferungsgesetz.
Die Polizei ging bei der Räumung mit Tränengas vor und durchsuchte anschliessend das Gebäude. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die Besetzer bereits aus dem Gebäude zurückgezogen. Dies berichtet die Hongkonger Zeitung «South China Morningpost».
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam verurteilte die Gewalt und warnte, die Täter würden zur Verantwortung gezogen. Zugleich äusserte sie die Hoffnung, dass die Ordnung bald wiederhergestellt werde.
Zugleich hat sie einen dauerhaften Verzicht auf das umstrittene Auslieferungsgesetz angedeutet. Das Gesetzesprojekt werde nicht wieder vorgelegt werden, sagte sie am frühen Dienstagmorgen.
Bisher hatte Lam das Gesetz nur auf Eis gelegt. Die Demonstranten wollen aber weiter protestieren, bis das Gesetz offiziell zurückgezogen wird, inhaftierte Mitglieder der Protestbewegung freikommen und Polizisten bestraft werden, die gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen sind.
Gebäude gewaltsam eingenommen
Die Demonstranten hatten das Parlamentsgebäude zuvor gewaltsam eingenommen. Sie zerstörten eine Glasfront und Teile eines Zauns. Einige Demonstranten besprühten Wände im Gebäude mit Protestparolen und zerstörten Teile der Einrichtung. Die Polizei hatte vergeblich versucht, die Menschen vor dem Eindringen abzuhalten.
Gleichzeitig nahmen am Abend in der Stadt Hunderttausende an einem friedlichen Protestmarsch teil. Sie demonstrierten am 22. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China erneut gegen die Regierung und ein umstrittenes Auslieferungsgesetz.
Mehr Freiheiten eigentlich bis 2047
Am 1. Juli 1997 hatte Grossbritannien seine Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben. Eigentlich stehen den Hongkonger laut Rückgabevertrag bis 2047 mehr Freiheiten zu als Chinesen in der Volksrepublik. Doch immer mehr Hongkonger haben das Gefühl, dass Peking schon jetzt ihre Rechte beschneidet.