Auch heute, am dritten Tag in Folge, protestierten Tausende von Menschen in West Papua, sagt die indonesische Menschenrechtsanwältin Veronica Koman: «Noch nie habe ich so viele Papuas demonstrieren sehen. Ich erwarte mehr und grössere Demonstrationen in den kommenden Tagen. Die Wut der Papuas sitzt einfach zu tief.»
Polizisten beschimpften sie als «Schweine» und «Affen»
Begonnen haben die jüngsten Auseinandersetzungen am vergangenen Wochenende, als indonesische Sicherheitskräfte ein Studentenwohnheim in der Stadt Surabaya auf der Insel Java stürmten. Sie beschuldigten Papua-Studenten, die indonesische Flagge beschädigt zu haben. Darauf beschossen sie mehr als vierzig dieser Studenten mit Tränengas, beschimpften sie als «Schweine» und «Affen» und verhafteten sie.
Später wurden die Studenten zwar wieder freigelassen. Aber Videos vom Vorfall wurden rasch übers Internet verbreitet und führten zu Demonstrationen in West Papua. Der indonesische Präsident Joko Widodo rief die Menschen in West Papua auf, jenen zu vergeben, die sie beleidigt hatten. Doch gleichzeitig schickte er mehrere Hundert Polizisten und Soldaten ins bereits schwer militarisierte West Papua.
Noch heute behandelt Indonesien die Papuas wie Steinzeitmenschen.
Der Vorfall im Studentenwohnheim sei lediglich der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, sagt Menschenrechtsanwältin Koman. «Die West Papuas haben genug. Sie leiden unter Rassismus, seit West Papua von Indonesien besetzt und danach in einer Scheinwahl annektiert wurde. Noch heute behandelt Indonesien die Papuas wie Steinzeitmenschen.»
Die Proteste dieser Tage zeigten, dass die Unabhängigkeitsbewegung noch heute grossen Zuspruch in der Bevölkerung finde, sagt Koman. «Die Papuas sagen, ok, ihr nennt uns Affen, dann wollen wir nicht mehr Teil sein eurer menschlichen Welt. Lasst uns frei, gebt uns endlich faire Wahlen und die Unabhängigkeit.»