Am Montag musste ein Airbus der Swiss auf dem Flug von Bukarest nach Zürich in Graz wegen Triebwerksprobleme und Rauchs in Kabine und Cockpit notfallmässig landen.
Ein Besatzungsmitglied wurde bei dem Vorfall schwer verletzt und liegt weiterhin auf der Intensivstation.
Nach ersten Einschätzung kam es wegen eines technischen Problems zur Notlandung. Die Untersuchungen laufen.
Im Lead sind laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) die österreichische Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) sowie die Staatsanwaltschaft vor Ort. Sie untersuchten die Details, die zum Vorfall geführt hätten. Bis diese bekannt seien, bleibe das betroffene Flugzeug am Boden.
Rauch in Kabine und Cockpit
Bereits kurz nach dem Vorfall war laut Bazl ein Technik-Team der Swiss vor Ort. Ein technisches Problem am Flugzeug habe vom Technikteam vor Ort lokalisiert werden können. Das Bazl stehe nun im Austausch mit der Fluggesellschaft Swiss.
Nach Angaben der Fluggesellschaft waren Triebwerkprobleme entstanden und es hatte sich Rauch in Kabine und Cockpit verbreitet. Die Insassen und die Crew mussten laut Flughafen nach der problemlosen Landung auf der Piste die Maschine über Notfallrutschen verlassen.
Passagierin berichtet von Rauchentwicklung an Bord
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Eine Passagierin hat nach der Notlandung des Swiss-Flugzeugs von einer Explosion am Triebwerk und viel Rauch in der Kabine berichtet. «Es war ein seltsames Geräusch, sehr viel Rauch und die Leute konnten nicht atmen. Ich wusste nicht, was passiert war», sagte sie der österreichischen «Kleinen Zeitung» in einem Videointerview.
Sie habe zunächst geschlafen, dann ein Geräusch gehört und Rauch gerochen. «Ich bin in Panik geraten, ich wusste nicht was los war», sagte die junge Frau. «Ich versuchte mich zu beruhigen.» Der Flugzeug-Kapitän habe dann gesagt, dass er eine Notlandung machen müsse. Andere Passagiere hätten eine Explosion und Feuer am Triebwerk gesehen.
Ein Crewmitglied musste intensivmedizinisch betreut werden, wie die Fluggesellschaft am Dienstag bestätigt hat und liegt auch heute Mittwoch noch auf der Intensivstation, wie ein Swiss-Sprecher gegenüber SRF bestätigte. Das Crewmitglied war mit einem Helikopter in ein Spital geflogen worden.
Zur Person auf der Intensivstation sagt die Swiss-Sprecherin gegenüber SRF: «Wir stehen in engem Kontakt mit den Angehörigen, welche vor Ort sind.» Swiss habe sowohl den Crewmitgliedern als auch den Passagieren psychologische Hilfe angeboten.
Passagiere per Extraflug zurück nach Zürich
Zwölf hospitalisierte Passagiere und zwei Crewmitglieder konnten bereits am Dienstag das Spital verlassen. Am Dienstagvormittag sind 63 Passagiere von Graz per Extraflug zurück nach Zürich geflogen, schreibt die Swiss auf Anfrage von SRF. Die Passagiere hatten die Nacht in Hotels verbracht.
Der Flughafen Graz war wegen des Vorfalls zeitweilig geschlossen. Der Airbus A220-300 wurde gemäss Communiqué von der Piste entfernt. An Bord seien 74 Passagiere sowie fünf Crewmitglieder gewesen. «Unsere Cockpitbesatzung hat sehr professionell reagiert und die notfallmässige Landung in Graz eingeleitet», schreibt die Swiss auf Anfrage.
A220: Moderner Kurzstreckenjet mit Triebwerkproblemen
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Bei dem von der Notlandung in Graz (Ö) betroffenen Swiss-Flugzeug handelt es sich um eine Maschine des Typs Airbus A220. Der Jet gilt als modern und setzte bei der Indienststellung 2016 neue Massstäbe beim Treibstoffverbrauch. Doch Sorgenkinder sind die Triebwerke. Es kam schon mehrfach zu Zwischenfällen und gar zu einem Einsatzstopp der Flotte.
Die Lufthansa-Tochter Swiss setzt 30 Maschinen des Kurzstreckenjets ein, 21 in der Lang- und 9 in der Kurzversion. Die längere Ausführung verfügt über 145 Sitzplätze und hat eine Reichweite von gut 6000 Kilometer. Der Treibstoffverbrauch ist laut der Airline gegenüber vergleichbaren Flugzeugen bis zu einem Viertel tiefer.
Doch die Swiss und andere Airlines wie Air Baltic blicken auf eine lange Leidensgeschichte mit dem A220 zurück, vorab wegen der Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney. 2019 groundete die Swiss gar ihre A220-Flotte und unterzog sie einer Inspektion. Vorausgegangen waren drei Triebwerkabschaltungen innerhalb von drei Monaten inmitten von Reiseflügen. Ein Notfallgremium musste evaluieren, ob und wie ein sicherer Flugbetrieb mit der Flotte sichergestellt werden konnte. Motorenausfälle trafen auch andere Airlines.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA verlangte 2019 und 2020 in Anweisungen unter anderem zusätzliche Checks der Triebwerke von Pratt & Whitney. Bei Vorfällen waren wegen einer Fehlfunktion Teile des Triebwerks nach aussen geschleudert worden. Pratt & Whitney führte mehrfach Verbesserungen an den Triebwerken durch, darunter Material- und Designanpassungen, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen.
Doch erst im vergangenen Jahr musste fast jeder dritte A220-Swiss-Jet erneut vorübergehend am Boden bleiben. Auch hier hatte Pratt & Whitney Ärger mit den Triebwerken. Gemäss der Lufthansa-Gruppe waren diese weniger zuverlässig als erwartet. Zu schaffen machten den Airlines zudem ein Ersatzteilmangel, Lieferprobleme und zu wenige Reparaturtermine.
Das zweistrahlige Kurzstreckenflugzeug wurde ursprünglich vom kanadischen Hersteller Bombardier als CSeries entwickelt. 2018 übernahm das europäische Airbus-Konsortium das Programm unter der Bezeichnung A220.
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