Juncker will Vergeltung: Auf die angekündigten Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe durch die USA werde man «angemessen reagieren», sagte Jean-Claude Juncker am Donnerstag-Abend in Brüssel. Der EU-Kommissionspräsident will noch in den kommenden Tagen einen Vorschlag ausarbeiten lassen, wie im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO zurückgeschlagen werden könnte. Es gehe nicht an, dass Trumps Strafzölle europäische Arbeitsplätze gefährden. EU-Experten arbeiten seit Monaten an einer Liste mit US-Produkten, die als Reaktion auf Abschottungsmassnahmen mit zusätzlichen Zöllen belegt werden könnten. Es droht ein amerikanisch-europäischer Handelskonflikt.
Harte Kante zeigen Deutschland und Österreich: Berlin stützt Juncker in seiner entschiedenen Reaktion - so viel geht aus einer ersten Stellungnahme des Bundesaussenministers Sigmar Gabriel hervor. Gabriel zeigt sich gegenüber deutschen Medien besorgt ob den Ankündigungen des US-Präsidenten und hofft, dass dieser seine Entscheidung überdenke. Auch der österreichische Bundeskanzler Kurz will «harte Gegenmassnahmen». Europa müsse eine «selbstbewusste Rolle einnehmen», sagte der konservative österreichische Staatschef weiter. Deutschland und Österreich fürchten die negativen Auswirkungen des US-Protektionismus, möchten aber offenbar gegenüber Washington harte Kante beweisen.
Unverständnis der grössten US-Stahlimporteure: Brasilien ist der zweit-, Kanada der wichtigste Stahlimporteur der USA. Beide Regierungen reagieren besorgt über die Ankündigungen Trumps. Die kanadische Aussenministerin Chrystia Freeland bezeichnete die Ankündigung Trumps, Strafzölle auf Stahlimporte von 25 Prozent zu erheben, als «absolut inakzeptabel». Kanada und Brasilien schliessen Gegenmassnahmen beide nicht aus. Auch der Nachbar im Süden, Mexiko, immerhin viertwichtigster Stahlimporteur der USA, pocht auf sofortige Gegenmassnahmen, sollte Trump seinen Ankündigungen Taten folgen lassen.
China sieht offenen Welthandel in Gefahr: Auch China, der grösste Stahlproduzent weltweit, hat Trumps Zoll-Pläne scharf kritisiert. Eine Sprecherin des Aussenministeriums mahnte die USA, sich mit protektionistischen Massnahmen besser zurückzuhalten und stattdessen «positive Beiträge» zum Welthandel zu leisten. Würden solche Abwehrmassnahmen Schule machen, hätte das schwerwiegende Konsequenzen für den Welthandel, heisst es aus Peking. Eine chinesische Regierungssprecherin sagte zudem in Richtung USA, dass die amerikanische Regierung mit den angekündigten Handelsbeschränkungen den Wohlstand der eigenen Bürger aufs Spiel setze. Regierungsnahe chinesische Wirtschaftswissenschaftler beschwören derweil vermehrt eine goldene Zukunft für den Handel zwischen China und der EU.
Asiatische Börsen reagieren besorgt: Die Sorge um den Handelsstreit mit den USA drückt auf die Stimmung der Anleger. Neben den ohnehin schlechten Vorgaben aus den USA vom Vortag führte die Ankündigung Trumps zu weiter sinkenden Kursen an den asiatischen Aktienmärkten. In Hongkong schloss die Börse am Freitag bei über zwei Prozent im Minus - das schlechteste Ergebnis seit Wochen. In Tokio sackte der Nikkei um 2.5 Prozent ab - über die Woche summiert sich so ein Minus von 3 Prozent. Der breiter gefasste Topix gab 2,2 Prozent auf 1701 Zähler nach. Insbesondere Aktien von Stahlfirmen, Aluminiumkonzernen und Autobauern standen auf den Verkaufszetteln der Händler. Unter die Räder kamen beispielsweise Toyota-Aktien mit einem Abschlag von 2,6 Prozent oder Honda mit einem Minus von 3,9 Prozent.