Der ehemalige US-Aussenminister Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren in seinem Zuhause in Connecticut verstorben. Der Politstratege polarisierte. Die Nachrufe aus den Politkreisen stellen Kissinger aber vor allem in ein gutes Licht.
Ich bin dankbar für diesen Dienst und Rat.
Der Ex-US-Präsident George W. Bush sagt zum Tod des verstorbenen früheren Aussenministers: «Mit dem Tod von Henry Kissinger hat Amerika eine der verlässlichsten und unverwechselbarsten Stimmen in Fragen der Aussenpolitik verloren», teilte Bush in Dallas mit.
Kissinger habe in den Regierungen zweier US-Präsidenten gearbeitet und viele weitere beraten, schrieb Bush, der ebenfalls von Kissinger beraten wurde. «Ich bin dankbar für diesen Dienst und Rat, aber am dankbarsten bin ich für seine Freundschaft.»
Steinmeier würdigt Kissinger für unerschrockene Diplomatie
Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äussert sich positiv über den Diplomaten: «Wir verlieren mit Henry Kissinger einen beeindruckenden Mann mit einer unglaublichen Lebensgeschichte: den Zeitzeugen eines Jahrhunderts, die treibende geistige Kraft der US-Aussenpolitik vieler Jahrzehnte, den Hüter der transatlantischen Beziehungen», schrieb Steinmeier in einer Mitteilung.
Henry Kissinger prägte die amerikanische Aussenpolitik wie nur wenige andere.
Der Deutschamerikaner habe mit seiner Entspannungs- und Abrüstungspolitik «den Grundstein für das Ende des Kalten Krieges und für den demokratischen Wandel im Osten Europas» gelegt.
Es sei eine ganz besondere Ehre, Kissinger seinen Freund nennen zu dürfen. Auch der deutsche Bundeskanzler, Olaf Scholz, misst dem Einsatz von Kissinger für die Freundschaft zwischen den USA und Deutschland grosse Bedeutung zu. «Henry Kissinger prägte die amerikanische Aussenpolitik wie nur wenige andere», schrieb der SPD-Politiker auf X.
«Ein Gigant in der Geschichte» nennt der französische Präsident, Emmanuel Macron, den Diplomaten auf X, ehemals Twitter.
Sein Jahrhundert der Ideen hätte einen nachhaltigen Effekt auf seine Zeit und unsere Welt gehabt, schreibt der französische Präsident auf der Plattform. Er spricht dem amerikanischen Volk sein Beileid aus.
Reaktionen aus Russland und dem Fernen Osten
China hat Henry Kissinger als «guten alten Freund des chinesischen Volkes» bezeichnet. Er sei ein Pionier und Erbauer der Beziehungen zwischen den USA und China gewesen, sagte Aussenamtssprecher, Wang Wenbin, in Peking. Staats- und Parteichef Xi Jinping schickte US-Präsident Joe Biden demnach ein Beileidsschreiben.
Ein weiser und weitsichtiger Staatsmann, der jahrzehntelang in der ganzen Welt wohlverdientes Ansehen genoss, ist verstorben.
«Er wird in den Herzen der Menschen in China immer als geschätzter alter Freund lebendig bleiben». Das schrieb Xie Feng, Chinas Botschafter in den USA, auf X. Kissinger spielte während des Kalten Krieges als Berater für Aussen- und Sicherheitspolitik unter Ex-Präsident Richard Nixon eine wichtige Rolle für die diplomatischen Beziehungen zu China.
Auch Russland reagierte auf den Tod von Kissinger. Russlands Präsident Wladimir Putin hat ihn als «herausragenden Diplomaten» gelobt.
Er selbst habe oft mit Henry Kissinger gesprochen: «Ein weiser und weitsichtiger Staatsmann, der jahrzehntelang in der ganzen Welt wohlverdientes Ansehen genoss, ist verstorben», schreibt Putin an Kissingers Witwe Nancy in einem Telegramm, das der Kreml veröffentlichte. Kissingers Name stehe für eine «pragmatische aussenpolitische Linie» in den 1970er-Jahren, die wichtige amerikanisch-sowjetische Abkommen ermöglicht habe, fügte der Kremlchef hinzu.