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Reaktionen zur Trump-Rede Leuthard: «Nicht im Geiste der UNO»

Bundespräsidentin Doris Leuthard hat in ihrer Rede vor der UNO-Generalversammlung spontan auf US-Präsident Donald Trump reagiert. Auch als Patriotin glaube sie an eine starke UNO, sagte sie zusätzlich zum französischen Redetext auf Englisch an die Adresse Trumps.

Trump hatte zuvor in seiner Rede Patriotismus und Nationalismus gelobt. Leuthard erklärte daraufhin in ihrer Rede, der Zweck der UNO sei es, den internationalen Frieden und die Sicherheit zu bewahren. «Kein Land kann die anstehenden Herausforderungen auf eigene Faust lösen. Wir teilen die Ansicht nicht, dass nur Nationalismus und Patriotismus zum Ziel führen.»

«Der Geist der UNO ist das Miteinander – auch wenn das oft schwierig ist», präzisierte die Bundesrätin ihre spontane Reaktion auf Trumps Rede später vor Medienvertretern.

«Ich habe mir erlaubt auf Artikel 1 der Charta hinzuweisen, die besagt, dass alles was dem Frieden dient, gemeinsam zu unterstützen ist. Ich bin Patriotin und verteidige die Schweiz, aber das kann man am Besten in einem multilateralen System machen. ‹Jeder für sich alleine› ist keine Art, auf globale Fragen zu antworten.»

Dass Trump vom UNO-Rednerpult Nordkorea mit der «totalen Zerstörung» drohte, bezeichnete Leuthard als «sehr aussergewöhnlich und sicher nicht im Geist der UNO».

Vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erhielt Trumps Rede hingegen viel Lob. «In meinen mehr als 30 Jahren Erfahrung mit den Vereinten Nationen habe ich noch nie eine kühnere oder mutigere Rede gehört», sagte er laut einer Mitteilung seines Büros. «Präsident Trump hat die Wahrheit über die grossen Gefahren ausgesprochen, denen unsere Welt gegenübersteht.» Trump habe dazu aufgerufen, «diesen entgegenzutreten, um die Zukunft der Menschheit zu sichern».

Merkel will im Konflikt vermitteln

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat nach der Zerstörungs-Drohung von US-Präsident Donald Trump gegen Nordkorea vor einem Krieg gewarnt. «Für mich, für die ganze Bundesregierung, gibt es hier nur eine diplomatische, friedliche Lösung dieses Konflikts», sagte sie auf einer Wahlkampfveranstaltung in Schwerin. «Alles andere führt ins Unglück, davon bin ich zutiefst überzeugt.»

Merkel hat sich bereit erklärt, eine Vermittlungsrolle in dem Konflikt zu spielen. Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte direkte Gespräche mit der nordkoreanischen Führung gefordert.

Auch Macron appelliert an Staatengemeinschaft

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron seinerseits warb in seiner Rede eindringlich für eine internationale Zusammenarbeit zur Bewältigung von Konflikten und für das Festhalten an Vereinbarungen. Nichts sei zur Schaffung von Frieden effektiver als Multilateralismus.

Als Beispiele nannte Macron den Atomkonflikt mit Nordkorea, in dem es die gemeinsame Verantwortung der Staatengemeinschaft sei, die Regierung in Pjöngjang an den Verhandlungstisch zu bringen.

Frankreichs Präsident verteidigte zudem das von Trump kritisierte Atomabkommen mit dem Iran als eine gute Vereinbarung. Eine Abkehr davon wäre ein schwerer Fehler, und es nicht zu respektieren wäre unverantwortlich, warnte er.

Die Reaktion aus Teheran

Der Iran hat die verbale Attacke von US-Präsident Donald Trump vor der UNO-Vollversammlung als «ignorante Hassrede» verurteilt. Die Äusserungen gehörten ins Mittelalter, nicht in die heutige Zeit, twitterte Aussenminister Mohammad Dschawad Sarif. Die Bemerkungen seien schamlos und zeigten Trumps Unwissenheit, sagte er der Nachrichtenagentur Fars zufolge.

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