- Der Schweizer Silvan Gex-Collet pflegt freundschaftliche Kontakte zum deutschen Neonazi-Führer Thorsten Heise.
- Heises Sohn N. steht wegen Körperverletzung und Raub in Deutschland derzeit vor Gericht.
- Der Walliser Geschäftsmann Gex-Collet hatte N. mehrere Jahre bei sich aufgenommen.
- Wegen seiner Aktivitäten in der Neonazi-Szene hat die Unternehmerplattform BNI Gex-Collet nun suspendiert.
Der Walliser Silvan Gex-Collet ist ein umtriebiger Mensch. Er betreibt einen Textildruck, ein Tattoostudio und ein Werbebüro. Er ist sogar Schatzmeister im Unternehmensnetzwerk BNI. Zumindest war er es bis Anfang dieser Woche. Nach den gemeinsamen Recherchen von der Rundschau und der WOZ wurde Gex-Collet von der Organisation suspendiert.
Dass Gex-Collet ein politischer Rechtsaussen ist, wusste man im Wallis. Im September 2005 organisierte er in Brig ein Neonazi-Konzert. Dort ertönten Sieg-heil-Rufe, die deutsche Band «Feldherren» sang «Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig, lasst die Messer flutschen in den Judenleib». Gex-Collet wurde 2009 verurteilt wegen rassistischen Gedankenguts.
Jetzt zeigen Recherchen: Gex-Collet hat sich offenbar nicht geändert. Noch im letzten Jahr marschierte er in Sempach an einer Neonazi-Kundgebung der «Nationalen Aktionsfront» mit. Drei Jahre zuvor war Gex-Collet am Neonazi-Festival «Schild und Schwert» im ostdeutschen Ostritz.
Rechte Freundschaft
Gex-Collet ist mit dem deutschen NPD-Vizepräsidenten Thorsten Heise befreundet. So eng, dass er ihm aus der Patsche geholfen hat. Heises Sohn N. hatte 2018 zwei linke Fotografen angegriffen und schwer verletzt. Nach dem Vorfall brachte Thorsten Heise seinen Sohn zu seinem Walliser Freund. In dessen Wohnort Brig machte N. eine Lehre als Heizungsinstallateur. N. habe sich in Deutschland durch «Linksextreme bedroht» gefühlt, sagt dessen Anwalt Klaus Kunze am Rande des Prozesses.
Seit September letzten Jahres wird am Landgericht Mühlhausen in Thüringen über die Attacke von 2018 verhandelt. Sven Adam, Anwalt der Opfer, sagt gegenüber der «Rundschau»: «Wir sind überzeugt, dass hier die politische Komponente dieses Handelns auch in das Strafmass mit einfliessen muss. Dass der politische Gegner angegriffen worden ist. Wir haben es hier nicht mit einer Kneipenschlägerei zu tun oder einer Bagatelle. Sondern der politische Gegner wurde angegriffen und schwer verletzt. Das muss natürlich im Strafmass berücksichtigt werden.»
Zurück nach Deutschland
N., der seine Lehre bei einer Firma im Wallis gemacht hat, wurde dort nicht fest angestellt. Die Firma selber will sich nicht zum Thema äussern.
Und der Walliser Unternehmer Gex-Collet? Wieso hat er H. vor vier Jahren bei sich aufgenommen? Das habe mit Politik nichts zu tun, sagt Gex-Collet zur «Rundschau». Das sei eine rein private Freundschaft.
So richtig glauben mag man das nicht. Bei einer gemeinsamen Ferienreise der Familien Heise und Gex-Collet in Griechenland schreiben sie unter ein Foto aus einem Museum, sie seien gerade «an einem der Brennpunkte unserer arischen Hochkultur». Am 25. Mai, hätte Gex-Collet im Oberwalliser Unternehmernetzwerk BNI einen Vortrag halten sollen. Daraus wurde nichts. BNI hat den Stecker gezogen. «Die Qualität des Unternehmernetzwerks steht an höchster Stelle», sagt BNI-Direktorin Danja Hermetschweiler. Dem hat Gex-Collet offenbar nicht mehr genügt. Das BNI hat Gex-Collet suspendiert.