Das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump befindet sich auf der Zielgeraden. Das hielt den Republikaner nicht davon ab, seine dritte Rede zur Lage der Nation im Kongress zu halten – wohl auch im Wissen, dass ihn der Senat im Impeachment-Prozess demnächst freisprechen wird.
Trotzdem stellten sich viele vor dem Auftritt des Präsidenten die Frage: Wird Trump in seiner Rede die Demokraten und den Kongress frontal attackieren und mit Vorwürfen eindecken? Die Antwort lautet: Nein.
Nichtsdestotrotz zeigten zwei Schlüsselmomente vor und nach der Rede, wie sehr sich das Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und der demokratischen Mehrheitsführerin Nancy Pelosi mittlerweile abgekühlt hat.
Angekratzte Egos
Als der Präsident Trump die Dokumente zu seiner Rede Vizepräsident Mike Pence und der Mehrheitsführerin Nancy Pelosi übergab, verweigerte Trump der Demokratin daraufhin demonstrativ den Handschlag. Pelosi nahm diese Geste mit einem Schmunzeln zur Kenntnis.
Damit der Animositäten nicht genug: Nach der Rede zerriss Pelosi das Manuskript der Ansprache. Während des finalen Applauses nahm sie, gut sichtbar hinter Trump, mehrere Blätter in die Hand und riss diese entzwei.
Pelosi bestätigte im Anschluss, dass es sich um das Redemanuskript gehandelt habe. Es sei angesichts der Alternativen das Höflichste gewesen, was sie hätte tun können. Diesen Standpunkt wiederholte die Demokratin daraufhin auf Twitter.
Das Weisse Haus verurteilte Pelosi für das Zerreissen der Rede. Aussenminister Mike Pompeo verspottete sie sogar und veröffentlichte ein Bild vom Cartoon-Mädchen Lisa Simpson, das Papiere in der Hand hält und dabei schluchzt.
Der Zwischenfall zwischen Pelosi und Trump war aber nicht das einzige Intermezzo vor der Rede zur Lage der Nation. Einige demokratische Abgeordnete wohnten der Rede gar nicht erst bei – wie beispielsweise die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Sie sagte ihre Teilnahme aus Protest gegen Trump ab.
Der demokratische Kongressabgeordnete Tim Ryan aus Ohio verliess den Saal seinerseits noch während der Rede und machte seiner Frustration über das Verhalten des Präsidenten auf Twitter Luft.