Wenige Tage nach der Festnahme von zehn russischen Soldaten hat die Ukraine die Männer wieder in ihre Heimat entlassen. Die Soldaten seien ihrem Kommandostab übergeben worden, teilte der russische Generalmajor Alexej Ragosin mit. «Die Verhandlungen waren nicht sehr einfach», sagte er der Staatsagentur Itar-Tass.
Auch Russland habe mehr als 60 ukrainische Soldaten übergeben, die nach Kämpfen im Konfliktgebiet Donbass die Grenze überschritten hatten. Moskau und Kiew hatten den Austausch der Soldaten angekündigt.
Die Ukraine hatte die russischen Gefangenen in den Medien als Beweis dafür präsentiert, dass im Konfliktgebiet Soldaten des Nachbarlandes im Einsatz seien. Dagegen hatte Kremlchef Wladimir Putin betont, die Uniformierten seien durch einen Irrtum über die kaum markierte grüne Grenze im Gebiet Rostow in die Ostukraine gelangt. Die Fallschirmjäger hatten dort angeblich an einer Übung teilgenommen.
Auch ukrainische Soldaten waren in der Vergangenheit bei Kämpfen im Konfliktgebiet über die nicht gesicherte Grenze auf russisches Territorium gelangt. Vor allem aber hatten immer wieder ukrainische Militärangehörige nach den Kämpfen Zuflucht in Russland gesucht und waren dann an ihre Heimat übergeben worden.
Separatisten lassen Regierungssoldaten gehen
Zudem entliessen die pro-russischen Separatisten nach eigener Darstellung mehr als 200 Angehörige der Regierungstruppen aus ihrer Gewalt. Die Gefangenen im Gebiet Donezk seien der ukrainischen Seite übergeben worden, teilte die von Separatisten gegründete «Armee Noworossija» (Neurussland) mit.
Konkret soll es sich um 223 Soldaten sowie Angehörige der Nationalgarde handeln. Eine Bestätigung der ukrainischen Regierung dafür gibt es nicht.
Neue Kriegsgefangene in der Gewalt der Separatisten
Gleichzeitig sagten die Separatisten, an mehreren Orten in dem Konfliktgebiet seien Stellungen ukrainischer Soldaten umzingelt.
In Starobeschewo hätten Angehörige der Nationalgarde versucht, mit Waffen und Technik aus einem Kessel auszubrechen. Bei Gefechten sei Militärtechnik zerstört worden. Zudem seien sechs Panzer erbeutet und fast 200 Angehörige der Regierungstruppen entwaffnet worden, hiess es.
Die Soldaten würden als Kriegsgefangene festgehalten. Bei Kämpfen auch an anderen Stellen habe es zahlreiche Tote und Verletzte gegeben.
Hilfskonvoi mit geheimer Marschroute
Derweil stehen an der Grenze zu Ostukraine erneut rund 280 russische Lastwagen mit Hilfsgütern für die notleidenden Menschen im Konfliktgebiet bereit. Der Konvoi warte in der Region Rostow auf die Einfahrt in das Krisengebiet Donbass. Das berichtete das russische Staatsfernsehen.
Die Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente, seien mit Zügen angeliefert und dann auf die Lastwagen umgeladen worden, hiess es. Der Zeitpunkt des Grenzübertritts und die Marschroute würden geheim gehalten.
Die neue Hilfslieferung hatten Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko Medien zufolge bei ihrem Treffen am vergangenen Dienstag in Minsk vereinbart.
Zuvor hatte Russland begleitet von internationaler Kritik mit den Lastwagen rund 2000 Tonnen humanitärer Hilfe in die Ostukraine gebracht. Die Ukraine hatte dem Nachbarland daraufhin eine Invasion vorgeworfen, weil die Lastwagen ohne Zustimmung der Behörden die Grenze überquert hatten.