Die Hausmacht des Sozialisten Pedro Sanchez war immer schwach. Für das Misstrauensvotum, das den Konservativen Mariano Rajoy im Juni zu Fall brachte, brauchte Sanchez ein sehr gemischtes Lager von Verbündeten.
Unmissverständliche Botschaft
Und er braucht es noch. Gestern erinnerten diese ihn daran, dass ihre Unterstützung einen Preis hat. Praktisch alle liessen ihn im Wetter stehen.
Grundsätzlich ging es um eine sanfte Aufweichung der Defizitregeln und dazu haben Linke und Rechte mit unterschiedlichen Gründen «Nein» gesagt. Die Sachfrage war aber vermutlich zweitrangig. Das «Nein» war eine unmissverständliche Botschaft an Sanchez: Mach den Weg frei für Wahlen.
Nachgeben klüger
Sanchez lehnt das zwar ab, muss sich unter diesen Umständen aber überlegen, ob Nachgeben nicht klüger sei. Das hiesse Wahlen im November. Früh also, um seinen Gegnern und untreuen Alliierten die Zeit zu nehmen, sich neu zu organisieren und Tritt zu fassen. Sie alle machen einen desorientierten und zerstrittenen Eindruck.
Von dieser offensichtlichen Schwäche der Konkurrenten könnten die Sozialisten profitieren. Einige von ihnen hoffen sicher, dass ihre einst schon praktisch totgesagte Partei als stärkste Kraft im Parlament auferstehen könnte. Unmöglich ist das nicht, aber der Weg dahin wird hart umkämpft sein.