Das Wichtigste in Kürze
- Der Vatikan verfügt über Vermögenswerte von schätzungsweise 13 Milliarden Euro.
- Sein Budget beträgt 400 Millionen pro Jahr, damit deckt er seine Personalkosten.
- Der Ursprung des heutigen Reichtums liegt in Entschädigungen für Enteignungen.
Der Vatikan gibt keine Auskünfte über sein Gesamtvermögen. Doch die italienische Wirtschaftszeitung «Il Sole 24 Ore» hat – gestützt auf vatikanische Dokumente – eine Schätzung gemacht. Carlo Marroni hat sie mitverfasst: «Aufgrund der ausgewerteten Unterlagen kommen wir zum Schluss, dass dem Vatikan Immobilien im Wert von acht und Anlagepapiere im Wert von fünf Milliarden Euro gehören.»
Geld für Löhne, Unterhalt, Karitatives
Recht viel über den Finanzbedarf des Vatikans weiss man seit dem Amtsantritt von Papst Benedikt. Er war der erste Papst, der etwas Klarheit geschaffen hat. Der Vatikan hat demnach ein Jahresbudget von 400 Millionen Euro, wie Marroni erklärt. Er braucht dieses Geld für die Löhne seiner 3000 Angestellten.
Dazu gehören auch Diplomaten und zahlreiche Journalisten. Letztere arbeiten für das chronisch defizitäre Radio Vaticana, das in 47 Sprachen sendet, und die nicht minder defizitäre Tageszeitung «Osservatore Romano». Der andere Kostenblock ist der Unterhalt der Palazzi, auch des Petersdoms, sowie Ausgaben für Karitatives.
Vatikanstaat hat sich nicht verschuldet
Das Engagement des Vatikans im karitativen Bereich ist freilich sehr bescheiden. Es ist Aufgabe der katholischen Kirche in den Bistümern und Gemeinden, hier aktiv zu sein. Diese tragen deshalb die Hauptlast. Die Bistümer und Orden in der Welt haben alle eine eigene Rechnung und liefern dem Vatikan in der Regel nichts ab.
Der Vatikanstaat hat keine Schulden. Deshalb steht er im internationalen Vergleich recht gut da. Das war nicht immer so. Nach der Vereinigung Italiens 1861 verstaatlichte die junge Republik viel Kirchenbesitz.
Mussolinis Entschädigung gut investiert
Die Kassen des Papstes leerten sich dramatisch. Erst 1929 zahlte der Faschist Benito Mussolini eine Entschädigungszahlung von rund 1,5 Milliarden Lire. Nach heutigem Wert sind das 13 Milliarden Euro.
Ein Grossteil dieses Geldes investierten die Säckelmeister des Vatikans schon vor dem Zweiten Weltkrieg in Liegenschaften an bester Lage in europäischen Hauptstädten. Sie legten so den Grundstein für die gesunden Finanzen des Gottesstaates.
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Bild 1 von 3. Die meisten Immobilien stehen in Rom. Dazu gehören zum Beispiel alle Palazzi entlang der Via Conciliazione, die zum Petersdom führt. Darin untergebracht sind vatikan-eigene Büros, aber auch Firmen und Agenturen, die enorm hohe Mieten zahlen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 3. Beliebt ist beim Vatikan vor allem London. Dort gehören ihm Prachtsliegenschaften am St. James Square und an der New Bond Street, die an Hotels und Bijouterien vermietet sind. In der Schweiz besitzt der Heilige Stuhl mehrere Mietliegenschaften, die meisten davon in Lausanne. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 3. Zum vatikanischen Besitz zählen zudem Universitäten, Mietliegenschaften und Spitäler sowie sehr teure Immobilien an exklusivster Lage in Europa und den USA – so gehört etwa die bekannte St. Patrick's Cathedral in New York dem Heiligen Stuhl. Bildquelle: Reuters.