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Wahlen in Nigeria – ernüchterte Jugend
Aus Rendez-vous vom 14.02.2019. Bild: SRF. Anna Lemmenmeier
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Rennen um Präsidentschaft Nigerias Wahl zwischen zwei Übeln

Bei den Palaments- und Präsidentschaftswahlen am Wochenende in Nigeria haben der amtierende und der Ex-Vize-Präsident die grössten Chancen. Doch bei den Jungen lösen die beiden wenig Begeisterung aus.

Es ist ein beliebtes Freizeitvergnügen für die Mittelklasse Nigerias – ins Einkaufszentrum zu gehen. So auch für die drei jungen Frauen, die an ihrem Fanta nippen und durch ihre Sonnenbrillen auf den Lake Jabi blicken. Die Anfang-Zwanzig-Jährigen werden am Samstag wählen gehen, auch wenn sie die Auswahl alles andere als prickelnd finden.

Strasse mit Wahlplakat des Präsidenten
Legende: Neben dem Präsidenten und seinem Hauptkonkurrenten haben andere Kandidaten keinen Platz mehr. SRF / Anna Lemmenmeier

«Wenn man in Abuja eine Runde dreht, sieht man nur Präsident Buhari und seinen Hauptkonkurrenten Atiku Abubakar auf den Plakaten», für die 23-jährige Miracle Ukonu lassen die beiden gar keinen Platz für andere Kandidaten. Die junge Frau hätte lieber einen jüngeren Kandidaten, einen der nicht schon so lange mit der Politelite verbandelt ist. Doch sie weiss, all die jungen Kandidaten haben keine Chance.

So wie Miracle geht es vielen Jungen in Nigeria. Zwei Drittel der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre alt. Sie wolle nicht sarkastisch sein, aber in ihrem Land brauche man nur eines um Präsident zu werden: Geld. Und das haben die Jungen nicht.

Drei junge Frauen an einem Tischchen
Legende: Die drei werden wohl oder übel für den Kandidaten der Opposition stimmen – obwohl ihnen ein junger Politiker besser gefallen hätte. SRF / Anna Lemmenmeier

Nach einer zwanzigminütigen Diskussion über Nigerias Politik sind sich die drei Frauen dann aber doch einig, dass sie für den Hauptkandidaten der Opposition, Atiku Abubakar, stimmen werden. Sie wollen einen Wechsel und eine Stimme für einen Jungpolitiker sei ja sowieso eine verlorene Stimme.

«Sie sind doch alle korrupt»

Auch Edward Duke wird seine Stimme Atiku Abubakar geben. Er sitzt mit einem Arbeitskollegen in einem anderen Café im Einkaufszentrum. Duke stimmt nicht für Atiku, weil dieser so gut sei, sondern das kleinere Übel als Präsident Buhari. «Die Sicherheitslage im Land hat sich verschlechtert, die Wirtschaft ist am Boden und einige Massnahmen der aktuellen Regierung bedrohen unsere Demokratie», meint der Staatsangestellte.

Grosse Hoffnungen nicht erfüllt

Box aufklappen Box zuklappen

Als Ex-Putschist Muhammdu Buhari vor 4 Jahren das Präsidentenamt übernahm, löste er grosse Hoffnungen aus. Doch seine Versprechen, das Land aus der Wirtschaftskrise zu holen und für Sicherheit zu sorgen, konnte er nicht einhalten. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ist nach wie vor aktiv. Anfang Monat kamen bei einem der blutigsten Anschläge in den letzten Jahren mindestens 60 Personen ums Leben, mehr als 30'000 Menschen machten sich in der Folge auf die Flucht.

Nigerias Wirtschaft rutschte unter Buhari in die Rezession und einige Gebaren des Ex-Militärs lösten grosse Kontroversen aus. Zuletzt als er vor wenigen Wochen, kurz vor den jetzigen Wahlen, den Obersten Richter entliess. Dieser könnte eine wichtige Rolle spielen, sollte das Wahlresultat angefochten werden. Die nationale und internationale Kritik war gross.

Mustapha Adamu
Legende: Einer der vielen Anhänger des Präsidenten: Mustapha Adamu. SRF / Anna Lemmenmeier

Doch Präsident Buhari hat auch viele Anhänger wie zum Beispiel Mustapha Adamu. «Ich mag Buhari, weil er nicht korrupt ist», so der 25-jährige Zivilbeamte. Buhari gilt als relativ bescheiden und er ist effektiv gegen die Korruption vorgegangen. Etwas einseitig, vor allem auf der politischen Gegenseite, sagen Kritiker.

Oppositionskandidat Atiku Abubakar hingehen gilt vielen Nigerianern als Inbegriff der Korruption. Sein Firmenimperium, welches während seiner Zeit als Zollchef zu wachsen begann, ist riesig. In den Jahren 2000 bis 2008 soll er als damaliger Vizepräsident mindestens 40 Millionen US-Dollar in die USA gebracht haben. Geldwäscherei, lautet der Vorwurf des US-Senats.

Im Jabi Mall Einkaufszentrum gibt auch die 24-jährige Sicherheitsberaterin Jamila Ahmed ihren Kommentar zum Thema ab: «Sie sind doch alle korrupt, das ist Nigeria!» Enthusiasmus für Präsidentschaftsanwärter tönt anders.

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