- Ein Richter am Obersten Gerichtshof hat bei Brasiliens inhaftiertem Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva Hoffnung auf eine Freilassung geweckt.
- Der Richterspruch, der Lula die Freiheit hätte bringen können, galt allerdings nur für wenige Stunden.
- Die Generalstaatsanwältin legte Widerspruch ein, das Urteil wurde anschliessend kassiert.
Der Richter am Obersten Gerichtshof des Landes entschied am Mittwoch, dass alle in einem Berufungsverfahren verurteilten Häftlinge freigelassen werden müssen, deren Rechtsmittel noch nicht ausgeschöpft – sprich noch nicht in letzter Instanz verurteilt – sind.
Dies trifft auch auf Lula da Silva zu. Die Anwälte des wegen Korruptionsvorwürfen verurteilten Ex-Präsidenten reichten daraufhin umgehend einen Antrag auf Haftentlassung ein.
Generalstaatsanwältin Raquel Dodge legte aber Widerspruch gegen den Entscheid des Richters ein. Der Präsident des Obersten Gerichtshofs, José Antonio Dias Toffoli, kassierte das Urteil daraufhin. Medienberichten zufolge hätten auf Grundlage der Anordnung landesweit rund 169’000 Häftlinge aus dem Gefängnis entlassen werden können.
Der Entscheid des Richters sorgte auch deswegen für Wirbel, weil sie nur knapp zwei Wochen vor Amtsantritt des neuen Rechtsaussen-Präsidenten Jair Bolsonaro erfolgte. Bolsonaro hatte während des Wahlkampfes gesagt, er wolle Lula «im Gefängnis verrotten» sehen.
Lula beteuert Unschuld
Der Linkspolitiker Lula sitzt seit April im Gefängnis, wo er eine zwölfjährige Strafe wegen Korruption verbüsst. Der heute 73-Jährige war schuldig gesprochen worden, von dem in den Petrobras-Skandal verwickelten Baukonzern OAS begünstigt worden zu sein
Lula beteuert seine Unschuld und spricht von einem «Komplott», das seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl vor zwei Monaten verhindern sollte.