Darum geht es: In den Flüchtlingslagern um Cox's Bazar in Bangladesch leben 700'000 Rohingya. Vor eineinhalb Jahren flohen sie vor der brutalen Gewalt der burmesischen Armee aus ihrer Heimat. Jetzt will die Regierung Bangladeschs bis zu 100'000 dieser Flüchtlinge auf eine unbewohnte Insel vor der Küste umsiedeln. Aber immer wieder laufen die Fristen für die Umsiedlung ab, ohne dass etwas passiert; das war auch gestern wieder so. Die Umsiedlungspläne seien ein allgegenwärtiges Thema in Bangladesch, sagt die Helvetas-Mitarbeiterin Barbara Dietrich.
Grosse Ungewissheit: «Für die Flüchtlinge ist diese Situation extrem schwierig», fährt Dietrich fort. Die Menschen seien vor anderthalb Jahren Hals über Kopf geflüchtet und hätten erst vor kurzem angefangen, in Cox's Bazar etwas Fuss zu fassen. «Sie kennen langsam ihre Nachbarn und fühlen sich in ihren Zelten endlich ein bisschen zuhause.» Jetzt komme die Nachricht, dass einige von ihnen vielleicht umziehen müssten – auf eine Insel vor der Küste, von der man nicht wisse, wie sturmsicher sie sei.
Nur Freiwillige sollen gehen: Die UNO will die umstrittene Umsiedlung der Flüchtlinge unterstützen, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Dazu gehört etwa, dass ihre Sicherheit von den Behörden Bangladeschs garantiert wird, dass die Betroffenen frühzeitig und umfassend über die Umzugspläne informiert werden und dass sie freiwillig auf die Insel gehen. Doch das dürfte schwierig werden. «Nur die wenigsten wollen freiwillig auf die Insel umsiedeln», sagt die Helvetas-Regionalkoordinatorin für Bangladesch.
Grosse Bedenken: Das Hilfswerk Helvetas werde die Umsiedlungsaktion «sicher nicht» unterstützen. Trotzdem werde die Organisation in den Lagern um Cox's Bazar tätig bleiben und die Rohingya betreuen, so Dietrich. Man sehe durchaus, dass die 700'000 Flüchtlinge dort auf sehr engem Raum hausten und es vielleicht keine schlechte Idee sei, für einige Zehntausend Menschen einen anderen Ort zum Leben zu finden. Doch eine Umsiedlung auf eine Insel – was in gewisser Weise an ein Gefängnis erinnere – «finden wir sehr problematisch».