Dass der pointiert linksstehende Bernie Sanders die Vorwahl für sich entscheiden konnte, ist erwartet worden. Der Senator aus dem Nachbarstaat Vermont kann in New Hampshire auf eine treue und begeisterte Anhängerschaft zählen, vor allem bei den unter 30-Jährigen. Zudem verfügte er vor Ort über ein gut eingespieltes Wahlkampfteam. Vor vier Jahren vermochte er Hillary Clinton in New Hampshire viel deutlicher distanzieren. Dieses Jahr konnte er sich von seinem hartnäckigsten Verfolger kaum absetzen.
Pete Buttigieg konnte in New Hampshire seinen Überraschungssieg von Iowa bestätigen. Er holt sich damit den nötigen Rückenwind für die folgenden Staaten. Dort werden erstmals auch Minderheiten wie die Schwarzen einen bedeutenden Einfluss nehmen können. Und diese Wählergruppen konnte er bisher noch nicht richtig überzeugen von seiner Kandidatur.
Konkurrenz für Buttigieg
Zudem könnte ihm im Lager der moderaten Bewerber Konkurrenz erwachsen durch Amy Klobuchar. Die als Pragmatikerin bekannte Senatorin aus Minnesota hat mit ihrem starken dritten Platz überrascht. Ihr Aufstieg in den engeren Favoritenkreis hatte sich nach der letzten Fernsehdebatte angekündigt, als sie unerschrocken angriff und überzeugend ihren Anspruch auf die Nomination anmeldete.
Bitter ist die Niederlage für Joe Biden. Er durfte zwar keinen Spitzenplatz erwarten, aber dass er nicht einmal eine einzige Delegiertenstimme holte, ist ein deutliches Alarmzeichen. Anders als die derzeit führenden Bewerber gelingt es ihm nicht, die Menschen in Scharen an seine Veranstaltungen zu locken und Begeisterung zu wecken. Zu sehr betont er seine Leistungen als Vizepräsident und vermag nicht aufzuzeigen, in welche Richtung er das Land führen will.
Bloomberg könnte profitieren
Doch eine Vorentscheidung ist auch in New Hampshire nicht gefallen. Denn keinem Bewerber ist es gelungen, mehr als 30 Prozent der Stimmen zu erreichen. Das Feld bleibt breit und damit dürfte der Tonfall bald noch rauer werden. Dies spielt vor allem Michael Bloomberg in die Hände. Der Milliardär plant erst Anfang März bei den Vorwahlen teilzunehmen.
Während sich seine Konkurrentinnen und Konkurrenten einen Abnutzungskampf liefern, überzieht Bloomberg das Land mit einer Flut von Wahlkampfspots. Bereits hat er mehr Geld für Wahlwerbung ausgegeben als alle anderen zusammen. Er verschafft sich damit einen Vorteil vor allem in den grossen Bundesstaaten wie Kalifornien, wo sehr viele Delegiertenstimmen zu holen sind und wo der Wahlkampf stärker medial geführt wird.
Deshalb ist New Hampshire nicht viel mehr als ein Stimmungstest in einem Rennen, das sich wohl noch Wochen hinziehen wird.
SRF 4 News, 12.02.2020, 7 Uhr