Zahlen des Schweizer Umweltunternehmens IQAir zeigen, dass die Luftqualität Mailands zu den schlechtesten der Welt gehört. Am Wochenende war die Luftqualität der Stadt gar als drittschlechteste aufgeführt. Nur Dhaka in Bangladesch und Chengdu in China hatten noch schlechtere Luft als Mailand. Auch nach Werten der Umweltbehörde Arpa wurden am Wochenende viele Grenzwerte stark überschritten.
Die aktuellen Vorwürfe haben laut SRF-Italienkorrespondent Franco Battel Widerspruch ausgelöst: «Mailands Bürgermeister Beppe Sala bezweifelt diese Daten. Aber klar ist: Die Luft in der Po-Ebene in Mailand ist sehr schlecht.»
Die hohe Feinstaubbelastung macht der bevölkerungsreichen Region im Norden Italiens bereits seit einiger Zeit zu schaffen. Mailand und acht weitere Provinzen in der Region haben deshalb reagiert und Massnahmen zur Bekämpfung des Problems beschlossen, unter anderem:
- Teilweises Diesel-Fahrvebot
- Heizungen auf maximal 19 Grad einstellen
- Kein Heizen mit Holz
- Kein offenes Feuer anzünden
- Aufruf, möglichst nicht nach draussen zu gehen
Die genannten Massnahmen werden fast jeden Winter ergriffen. Denn gerade in der kalten Jahreszeit ist der Smog in einigen italienischen Grossstädten ein bekanntes Problem. Insbesondere die Po-Ebene im Norden ist davon aufgrund der mangelnden Luftzirkulation betroffen.
Das liegt unter anderem an der geografischen Lage zwischen hohen Gebirgen. Ausserdem gibt es in dem Gebiet durch die hohe Bevölkerungsdichte viele Fahrzeuge und Häuser, die Emissionen ausstossen. Wenig Wind und Regen kommen erschwerend hinzu. Zudem ist der öffentliche Verkehr nicht so gut ausgebaut wie beispielsweise in der Schweiz, weshalb viele Menschen das Auto bevorzugen.
Europaweit gelten Grenzwerte für Abgase, Italien hält sich jedoch nicht daran. Der Europäische Gerichtshof EuGH hat Italien auch bereits zu einer Busse verurteilt. Doch das zu ändern, sei nicht so einfach, erklärt Battel: «Es fehlen zum Beispiel bessere Heizungen oder es fehlt ein noch dichteres ÖV-Netz. Und wenn man an der Lage etwas ändern möchte, muss man sehr langfristig handeln. Das ist ein jahrelanger und vor allem auch ein sehr teurer Prozess.»
Regen: keine nachhaltige, aber kurzfristige Lösung
Immerhin ist kurzfristig Besserung in Sicht: Für die kommenden Tage ist in der Po-Region Regen angesagt – nachdem es wochenlang viel zu wenig geregnet hat. Der Regen wäscht die Abgase und den Feinstaub aus der Luft – bis der Zyklus der Verschmutzung wieder von vorne beginnt.