«Mein Kampf» von Adolf Hitler, eine Biographie von Benito Mussolini und weitere rechtsextreme Lektüren: Das hat die Polizei bei der Hausdurchsuchung des 28-jährigen Italieners gefunden, der gestanden hatte, in Macerata auf Migranten geschossen zu haben. Sie beschlagnahmten dabei auch Computer des Verhafteten.
Am Samstag hatte der Mann zwei Stunden lang die mittelitalienische Stadt in der Region Marken in Angst und Schrecken versetzt: Aus einem Auto gab der Mann an verschiedenen Orten der Stadt Schüsse ab und verletzte sechs dunkelhäutige Menschen.
Als die Carabinieri den 28-Jährigen festnahmen, hatte sich dieser in eine italienische Flagge gehüllt. Medienberichten zufolge wurde der Mann an einem Denkmal für gefallene Soldaten gestellt, wo er zuvor einen faschistischen Gruss gezeigt hatte.
War die Tat ein Racheakt?
Der 28-Jährige soll bei seiner Vernehmung laut der Nachrichtenagentur Ansa gesagt haben, unmittelbar vor der Tat im Radio erneut von der Ermordung einer 18-Jährigen gehört zu haben. Die Tat hatte Macerata vor wenigen Tagen erschüttert. Der Tatverdächtige, ein Nigerianer, soll die zerstückelte Leiche in zwei Koffern versteckt haben.
Aktuell befindet sich der mutmassliche Schütze im selben Gefängnis wie der verdächtige Nigerianer. Der Italiener wurde aber bewusst in einer separaten Abteilung, «weit weg von anderen dunkelhäutigen Insassen» untergebracht, zitiert die Zeitung «La Repubblica» die Gefängnisbehörden in Ancona. Auf die Polizei habe der 28-Jährige «sehr ruhig» gewirkt.
Politiker reagieren unterschiedlich
Im aktuellen Wahlkampf ist die Migrationskrise ein zentrales Thema. Die rechte Partei Lega von Matteo Salvini, die sich gegen die Einwanderung positioniert, hat in den vergangenen Monaten an Zulauf gewonnen.
Der Lega-Chef nahm den Angriff zum Anlass, um der Regierung erneut Fehler in der Flüchtlingskrise vorzuwerfen. «Wer sich irrt, muss zahlen. Die unkontrollierte Einwanderung führt zu Chaos, zu Wut», twitterte er.
Politiker wie Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi forderten, den Vorfall in Macerata aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Angemessen seien nun «Ruhe und Verantwortung», schrieb der Sozialdemokrat auf Facebook. Gleichzeitig liess er wissen, der Verdächtige habe im vergangenen Jahr für die Lega auf kommunaler Ebene kandidiert.
Regierungschef Paolo Gentiloni rief nach dem letzten Vorfall die Italiener auf, dem Risiko einer Gewaltspirale entgegenzuwirken. «Nein zu einer Eskalation von Hass und Gewalt. Halten wir sie sofort auf. Zusammen», sagte der Sozialdemokrat.