Auf dem Markt dreht sich kaum jemand nach Zainab Kangale um. Die 35-Jährige hat ihre Gesichtsmaske selbstgemacht – aus einem gebrauchten Büstenhalter. «Auf dem Fischmarkt erhielt ich sogar Komplimente dafür», erzählt die Kenianerin am Telefon.
Als die Regierung Anfang April eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit einführte, fiel Kangales Blick auf den BH. «Er hat mehrere Stoffschichten und ist ergonomisch. Perfekt ist er sicher nicht, aber besser als die Stoffmasken, die man nun überall erhält.»
Preise sind explodiert
Masken aus ein oder zwei Stoffschichten gibt es in Kenia für weniger als einen Franken. Ob sie tatsächlich Schutz bieten, ist fraglich. Doch eine medizinische Einwegmaske kostet praktisch gleichviel, eine bessere Papiermaske sogar rund zehn Franken. Mehr als ein durchschnittlicher Tageslohn. Wegen des Preisanstiegs lohnt es sich nun, medizinische Gesichtsmasken herzustellen.
Eine Näherei in Kitui hat von Arbeitskleidung innert nur drei Tagen auf Schutzmasken umgestellt. Diese entsprächen internationalen Standards, erzählt Manager Mbuvi Mbathi stolz: «Die Materialien und Prozesse wurden inspiziert und bewilligt. Wir fabrizieren nun täglich 30'000 Einwegmasken.»
Mit Schulschliessungen, nächtlichen Ausgangssperren und der Abschottung gewisser Regionen hat Kenia es bisher geschafft, das Coronavirus im Zaum zu halten. Erst wenige hundert Menschen wurden im vergangenen Monat positiv getestet. Die Zunahme wächst nicht exponentiell. Das ist ein Erfolg, doch es könnte auch die Ruhe vor dem Sturm sein.
Masken vom Modelabel
Sogar Modelabel haben angefangen, Gesichtsmasken herzustellen. Der Kenianer David Wandere und die Schweizerin Isabelle Peter fabrizieren unter dem Label «Tengevuli» normalerweise Schirme und Westen aus farbenfrohem Kitenge-Tuch.
Dementsprechend sehen auch ihre Gesichtsmasken aus, die sie mit finanzieller Unterstützung einer Hilfsorganisation in der Hauptstadt Nairobi herstellen.
Die Maskenproduktion war eine Herausforderung, aber auch eine Chance, erzählt Wandere: «Die Aufträge brachen ein. Viele unserer Kunden haben ihre Geschäfte geschlossen.» Nun laufen die Nähmaschinen wieder, 1200 Masken sind bestellt.
Und auch danach will Wandere auf Schutzausrüstung fokussieren: «Wir wollen die Leute an der Front unterstützen, die etwa in den Armenvierteln Essen verteilen. Sie brauchen dringend eine anständige Ausrüstung.»
Was Masken, Lebensmittel und andere essenzielle Dingen anbelangt, können die Menschen Kenias derzeit nicht auf Hilfe aus dem Ausland warten. Initiative und Kreativität sind im Kampf gegen das Coronavirus gefragter denn je.