Im Keller des Weingutes Saxenburg: Es existiert seit über 300 Jahren, Wein wurde von Weissen für Weisse produziert. Nun steht hier der Schwarze Lindile Ndzaba, 36-jährig, aus Kwaelitsha, einer der gefährlichsten Townships am Kap. Mit Winzer Brendan Smith kostet er den Rotwein der letzten Ernte und diskutiert die verschiedenen Geschmacksnoten.
Ndzaba ist kein Winzer, er besitzt keinen Weinberg, doch Wein ist seine Leidenschaft. «Auf diesem Gut habe ich als Tellerwäscher angefangen und mich langsam hochgearbeitet und den Wein kennengelernt. Heute bin ich selbstständig und habe meine eigene Weinmarke, bei der mich das Weingut unterstützt. Man braucht keinen eigenen Rebberg, um ins Weingeschäft einzusteigen.»
Brendan Smith gibt ihm recht. Es sei Zeit für neue Kollaborationen. Es mache Spass, mit Lindile Ndzaba neue Weinmischungen zu entwickeln. Er sei sehr frech und das Resultat sei überraschend und hochwertig. «Das Endprodukt widerspiegelt Lindile, es ist ein Wein mit Energie und Leidenschaft.»
Weinindustrie im Wandel
Die Vielfalt in der Weinindustrie wird von Organisationen wie dem «Wine Arc» gezielt gefördert. In Stellenbosch, oberhalb eines Rebbergs angesiedelt – mit Blick auf die Township gegenüber, um die Realität inmitten der Idylle nicht zu vergessen – werden in einem stylischen Restaurant dreizehn Weinmarken von Schwarzen Winzerinnen und Winzern angeboten.
Wendy Petersen ist die treibende Kraft. Sie betont, dass es nicht um eine humanitäre Anstrengung gehe, sondern um die Unterstützung von Menschen mit einem Geschäftssinn, die ein Business aufbauen und Geld verdienen wollten. Jungen Unternehmern und Winzerinnen werde beim Aufbau des Geschäftes geholfen, beim Marketing und der Distribution.
Degustationen in der Township
Davon hat auch Lindile Ndzaba profitiert. Er lebt nach wie vor in Kwaelitsha. In seiner Garage steht statt eines Autos ein langer Tisch. Hier führt er Degustationen durch. Touristinnen und Touristen aus dem Ausland kommen gerne, wie auch Geschäftsleute aus der Township.
Es ist Ndzaba ein Anliegen, die lokale Bevölkerung für Qualitätswein zu sensibilisieren. «In der Township trinken die meisten einen Wein, der so schlecht ist, dass er mit Coca-Cola gemischt wird. Das Ziel ist zudem nicht der Genuss, sondern sich zu betrinken.»
Die Runde nickt zustimmend. Sinazo Mtyene, eine Restaurantmanagerin, sagt, dass die Schwarze Bevölkerung in den Townships lange gar nichts vom Wein verstanden habe. Kaum jemand besuche die pittoresken Rebberge, denn das könnten sich nur wenige leisten. Von daher sei es super, dass Lindile den Rebberg sozusagen in die Township bringe.
Der junge Geschäftsmann glaubt an seine Vision. Der Mittelstand werde grösser, die Nachfrage werde steigen. Seine Marke ist bereits über Kwaelitsha berühmt. 12’000 Flaschen werden demnächst in die USA exportiert. Denn Weine mit persönlichen Geschichten, die die ethnische Vielfalt Südafrikas widerspiegeln, sind begehrt.