Darum geht es: Das Internationale Olympische Komitee wird heute in Lausanne den Austragungsort der 25. Olympischen Winterspiele bestimmen. Zur Wahl stehen Mailand mit Cortina d'Ampezzo und Stockholm mit Are. Italien war zuletzt 2006 mit Turin Gastgeber. Schwedens Hauptstadt bewirbt sich erstmals um Spiele auf Schnee und Eis, führte aber 1912 Olympische Sommerspielen durch.
Das spricht für die Schweden: Die grosse Wintersportnation mit hunderten von Medaillen an Olympia hat noch nie Winterspiele ausgetragen, obwohl man sich zehnmal beworben hat. Das Land findet, dass die Zeit jetzt eigentlich reife wäre, wie Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann berichtet.
Schweden bietet Spiele an, die es praktisch schon gibt.
Für die relativ kleinen Spiele in Stockholm/Are spricht laut Kaufmann viel. Zahlreiche bestehende Anlagen würden genutzt, die Bob-Wettbewerbe gar in Lettland durchgeführt. In Falun stehen die Sprungschanzen bereit, in Are die alpinen Anlagen. Nur in Stockholm soll noch eine Eissporthalle gebaut werden. «Schweden bietet Spiele an, die es praktisch schon gibt», so Kaufmann. So halte sich der finanzielle Aufwand in Grenzen.
Die Hürden im Norden: Das IOC hat kürzlich von Schweden mehr finanzielle Garantien verlangt. Für Stockholm ist klar, dass keine Steuergelder fliessen. Eine Staatsgarantie gibt es nicht. Dies könnte laut Kaufmann ein Schwachpunkt im Verhältnis zum IOC sein, das in Schweden nicht beliebt ist. Der Stockholmer Stadtrat hat sich gegen die Kandidatur ausgesprochen. Die politische Unterstützung für Olympia ist sehr durchzogen, doch machen die nationale Regierung und die Sportverbände gehörig Druck.
Die politische Unterstützung für Olympia ist in Stockholm sehr durchzogen,
Laut einer Befragung sind 37 Prozent der schwedischen Bevölkerung gegen und nur 34 Prozent für die Winterspiele, der Rest noch unentschlossen. Ein Zuschlag dürfte aber ein gewissen Umdenken bewirken. Dann aber müssten die Schweden nochmals über die Bücher: «In Stockholm wäre man vor allem einmal ziemlich überrascht, wenn heute Abend der Zettel mit Stockholm/Are auftauchen würde.»
So können die Italiener trumpfen: Die Metropole Mailand und der Skiort Cortina d’Ampezzo wollen die Spiele gemeinsam austragen. Die Lombardei, der Veneto und das Trentino/Südtirol haben eine sehr gute Wintersport-Infrastruktur. Nur wenige Investitionen sind nötig. In Mailand etwa sollen Eiskunstlauf und Hockeyspiele stattfinden. Eine Bahnstunde nördlich sollen die alpinen Sportarten über die Bühne gehen. Neben bestehenden Infrastrukturen kann Italien mit den Erfahrungen und guten Erinnerungen an die Winterspiele 1956 und 2006 punkten, wie Italien-Korrespondent Franco Battel sagt.
Neben Infrastrukturen können die Italiener mit Erfahrung und guten Erinnerungen punkten.
Der Widerstand in Italien: Natürlich gibt es auch Befürchtungen, etwa wenn man heute die verwaisten Sprungschanzen von Turin sieht. Doch das Risiko der jetzigen Kandidatur sei eher klein. Turin hatte sich von einer gemeinsamen Kandidatur zurückgezogen, weil das dort seit drei Jahren regierende Movimento Cinque Stelle klar gegen solche Grossprojekte ist, die Korruption und organisiertes Verbrechen anziehen könnten.
Der Staat hat Unterstützung versprochen.
Für Mailand und Cortina d’Ampezzo bedeutet der Rückzug von Turin Mehrausgaben. Der Staat hat Unterstützung versprochen. Es geht mit der Lombardei und dem Veneto aber um wirtschaftlich erfolgreiche Regionen. Bei einem Zuschlag würde in Italien auf jeden Fall Freude herrschen, schätzt Battel. Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber noch kein Olympia-Fieber zu spüren.