Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist das bedeutendste jährliche Stelldichein der Wirtschaftskapitäne. Zwar kommen stets auch zahlreiche Spitzenpolitiker. Doch eigentlich sind sie nur Garnitur. Sie bleiben oft bloss wenige Stunden. Sie suchen dort ihren kurzen, grossen Auftritt, hauptsächlich fürs heimische Publikum. Doch politische Verhandlungen wie vor Jahren zum Nahost- oder zum Zypernkonlikt werden in Davos schon seit langem keine mehr geführt.
Ebenso wenig fallen politische Entscheidungen oder werden Konfliktlösungen aufgezeigt. Dafür haben die Staats- und Regierungschefs ihre eigenen Anlässe, und zwar viele: Die G7- und G20-Gipfel, die EU- und Nato-Spitzentreffen, die jährliche UNO-Generaldebatte im Herbst und manche mehr.
Belastung statt Bereicherung
Gewiss: WEF-Chef Klaus Schwab dürfte enttäuscht sein. Er sonnt sich gern im Glanz der Mächtigen. Und Ueli Maurer verpasst die für einen Schweizer Bundespräsidenten überaus rare Chance, einmal ein paar Minuten Auge in Auge mit dem Staatschef der Supermacht USA zu sprechen und seine Anliegen vorzutragen.
Ansonsten aber kann man in Trump durchaus eher eine Belastung statt einer Bereicherung für das WEF sehen, zumal er dort kaum mit kreativen neuen Vorstössen aufgekreuzt wäre. Vielmehr hätte er die Davoser Bühne lediglich zur Selbstinszenierung im weltweiten Scheinwerferlicht genutzt.
Trumps Fernbleiben als Chance
Kurz: Das WEF braucht eine trumpsche Blitzvisite nicht, was durchaus auch für die Kurzvisite anderer Präsidenten gilt. Trumps Fernbleiben kann für Davos 2019 gar eine Chance bedeuten. Wenn der Mann, der die Aufmerksamkeit quasi monopolisiert hätte, durch Abwesenheit glänzt, erhalten auf einmal andere, durchaus wichtige Themen und spannende Debatten um die Zukunft der Weltwirtschaft mehr Gewicht und mehr Gehör. Gerade auch in den Medien.
Das WEF wird also nicht weniger wichtig. Im Gegenteil. Es bietet einzig etwas weniger Spektakel. Deshalb: Kein Trump in Davos – sei's drum.
Sendebezug: SRF 4 News, 20 Uhr