Nach einer halben Stunde Fussmarsch durch den Regenwald hört man erste Stimmen durch die grüne Blätterwand. Hier muss das Dorf der Aka sein. Das Pygmäenvolk in der Zentralafrikanischen Republik lebt in sehr einfachen Verhältnissen.
Dorfvorsteher Bernard Songo heisst uns willkommen im Dorf Makaman, das aus einigen verstreuten Hütten besteht. Die Dorfbewohner haben für die Besucher eine einfache Bank gezimmert und schattenspendende Palmwedel aufgestellt.
Die Aka leben als Nomaden im tropischen Regenwald in der Region zwischen Zentralafrika, Kamerun und dem Kongo. Ihre Behausungen bauen sie aus Ästen und Blättern, oft fehlen die Wände. Die Menschen ernähren sich von Wurzeln, Blättern oder Raupen, die sie im Wald sammeln.
Gesundheit und Bildung als Probleme
Das Leben der Aka sei nicht schlecht, erklärt Dorfvorsteher Songo: «Doch unsere Kinder können nicht zur Schule. Und viele von uns leiden an Krankheiten.»
Eine dieser Krankheiten ist die Frambösie. Laut der Hilfsorganisation Fairmed ist in gewissen Gegenden ein Viertel der Bevölkerung betroffen. Die Infektionskrankheit beginnt mit Blasen. Diese platzen auf und es entstehen himbeerrote Wunden – daher der Name Frambösie.
Paul Mbomba zeigt seinen vernarbten linken Fuss. Dem Mann fehlen zwei Zehen. Die Krankheiten Frambösie und Lepra haben den Fuss stark in Mitleidenschaft gezogen. Mbomba hatte sich in einem weit entfernten Gesundheitszentrum behandeln lassen. «Doch dann ist die Krankheit wiedergekommen.»
Einfache Behandlung mit Antibiotikum
Die Lebensweise der Aka begünstigt die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Die hygienischen Verhältnisse sind schlecht. Zudem schlafen die Familien nachts dicht beieinander, am Boden oder auf Holzplanken. «Am Morgen wacht man auf und entdeckt die Pickel», erzählt Raisa Ndobele. Sie ist die Tante der sechsjährigen Davi Bonguila. Kinder sind besonders oft von der Frambösie betroffen.
Bei der kleinen Davi hat die Behandlung gewirkt. Schon eine Tablette eines Antibiotikums reicht nämlich. Die Wunde am Mundwinkel ist beinahe verheilt. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums fotografiert Davi und bestätigt: «Es ist schon viel besser geworden.»
Die Behandlung im zentralafrikanischen Regenwald wird von der Schweizer Organisation Fairmed durchgeführt, im Auftrag der regionalen Gesundheitsbehörden. Ghislain Gazon koordiniert die Massenbehandlung – schon über eine halbe Million Menschen erhielten die kleine weisse Tablette. Doch die Verteilung des Medikaments sei nicht einfach, erklärt Gazon: «Die Aka ziehen oft weiter, dann müssen wir sie im Wald suchen gehen, um sie behandeln zu können.»
Dazu kommt, dass die Waldbewohner über das Medikament und seine Wirkung aufgeklärt werden müssen. Besonders die Nebenwirkungen sollten angesprochen werden, um Misstrauen zu beseitigen. «Vor der Behandlung gehen wir zu den Leuten und erklären ihnen mit kleinen Theaterstücken die Vorteile des Medikaments», so Gazon.
Die Massenbehandlung im Urwald Zentralafrikas hilft, die Frambösie einzudämmen. Für dieses Jahr ist sie abgeschlossen. Nun rückt die kleine weisse Tablette für die Aka wieder in weite Ferne. Das Antibiotikum kostet rund acht Franken – für die Waldbewohner praktisch unbezahlbar.
Lebensweise erschwert Bekämpfung der Krankheit
Trotz vieler Nachteile wollen die Aka ihre traditionelle Lebensweise nicht aufgeben. Auf den ersten Blick würde es wohl Sinn machen, in die Nähe von medizinischen Einrichtungen und Schulen zu ziehen. Doch die Eingliederung der Pygmäen in die zentralafrikanische Gesellschaft ist schwierig.
Der soziale Status der Aka ist niedrig. Ausserhalb des Waldes verrichten sie bloss kaum bezahlte Hilfsarbeiten. Zudem gefalle ihm das Leben im Wald, erklärt Dorfvorsteher Bernard Songo: «Schon unsere Vorfahren haben so gelebt, hier sind wir zu Hause.» Doch so lange das Pygmäenvolk im Regenwald unterwegs ist, bleibt die Eliminierung der Frambösie praktisch undenkbar.