- Vier Mal hatten die Anwälte von Ghislaine Maxwell der Ex-Partnerin des gestorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein beantragt, sie aus der U-Haft zu entlassen – jedes Mal abgelehnt, wegen Fluchtgefahr.
- Am Montag nun soll der lang erwartete Prozess gegen die 59-Jährige wegen dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen starten.
- Epsteins Opfer dürften ihn als letzte Chance auf Gerechtigkeit sehen.
Die Geschichte der mutmasslichen Sexualverbrechen Epsteins hat in den USA längst monumentale Ausmasse angenommen: Im Zuge der vorgeworfenen Verbrechen fallen auch immer wieder die Namen von Prominenten der internationalen High Society – ja, sogar von Ex-Präsidenten und Prinzen. Und um Epsteins als Suizid eingestuften Tod 2019 in einer Gefängniszelle ranken sich teils krude Verschwörungstheorien.
Laut Staatsanwaltschaft soll der Ex-Investmentbanker über Jahrzehnte hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und einen Prostitutionsring auf seinen diversen Anwesen in den USA aufgebaut haben – gleichzeitig hofierte er weiter die Mächtigen und Reichen.
Maxwell soll wichtigste Komplizin gewesen sein
Die Gerüchte um den einflussreichen Geschäftsmann führten denn auch zu Ermittlungen der Staatsanwalt in Florida, wo Epstein 2008 vor Gericht stand. Es folgte ein Deal: Nach 13 Monaten, in denen er tagsüber ins Büro durfte, war er wieder frei. Doch Ermittler in New York rollten den Fall wieder auf und klagten Epstein 2019 erneut an. Dann wurde er eines Morgens tot in seiner Gefängniszelle gefunden – und seine Opfer bleiben ohne Prozess.
In der Folge geriet Ghislaine Maxwell umso mehr in den Fokus von Ermittlern und Öffentlichkeit, vergangenes Jahr schliesslich wurde auch sie verhaftet. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau mit britischem, französischem und amerikanischem Pass vor, die wichtigste Komplizin in Epsteins Missbrauchsring gewesen sein.
In der Anklageschrift heisst es, die heute 59-Jährige habe den Missbrauch durch Epstein erleichtert, «indem sie mit Opfern über sexuelle Themen sprach, sie ermutigte, Epstein zu massieren und sich vor einem Opfer auszog». Sie sei zudem bei «bestimmten sexuellen Begegnungen zwischen minderjährigen Opfern und Epstein anwesend» gewesen. Maxwell bestreitet illegales Handeln.
Verfahren dürfte bis ins neue Jahr andauern
Maxwell als angebliches Zentrum des Prostitutionsrings ihres Vertrauten, die bereitwillig Opfer für ihn rekrutiert haben soll – so wollen die Ankläger sie ab Montag in dem Prozess darstellen. Für ihre sechs Anklagepunkte haben sie vier Schlüssel-Zeuginnen. Die mutmasslichen Verbrechen an den damaligen Teenagern ab 14 Jahren fanden demnach in den Jahren von 1994 und 2004 in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach, Santa Fe und London statt. Schätzungen zufolge könnte das Verfahren bis in den Januar reichen.
Maxwells Verteidigung dagegen dürfte versuchen, ihre Mandantin von Epstein zu distanzieren, die Beziehung als weniger eng, ihn als missbräuchlich auch ihr gegenüber darzustellen. Wenn die in den vergangenen Wochen sorgfältig ausgewählten zwölf Juroren dieser Darstellung jedoch nicht folgen, drohen Maxwell viele Jahre im Gefängnis.