Der ehemalige König steht unter Korruptionsverdacht: Bereits im März wurde bekannt, dass der frühere Monarch Spaniens, Juan Carlos, in einen Finanzskandal verwickelt sein soll. Ihm wird Korruption, Geldwäscherei und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Im Jahr 2008 soll er 100 Millionen Dollar vom damaligen König von Saudi-Arabien erhalten haben. Es besteht der Verdacht, dass das Geld als Schmiergeldzahlung für den Bau der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Medina und Mekka (Haramain Express) geflossen sein soll. Die Bahnstrecke wurde von einem spanischen Konsortium gebaut.
Neuste Enthüllungen: In den vergangenen Tagen haben spanische Medien Auszüge aus den Protokollen der Staatsanwalt des Kantons Genf veröffentlicht. Sie lassen den ehemaligen König noch schlechter dastehen, wie SRF-Auslandredaktorin Melanie Pfändler sagt. «Juan Carlos soll 2010 einen Koffer mit 1.7 Millionen Euro nach Genf gebracht und seinem Finanzverwalter übergeben haben.» Der Schweizer Finanzberater habe angegeben, dass Juan Carlos ihn bei einem vorherigen Treffen aufgefordert habe, in der Schweiz eine Struktur zu schaffen, um das grosszügige Geschenk des saudischen Königs unterzubringen.
Ermittlungen in der Schweiz seit 2018: Die Genfer Staatsanwaltschaft hat 2018 ein Verfahren wegen Geldwäscherei eingeleitet. Dieses laufe nicht gegen Juan Carlos persönlich, sondern gegen den Finanzberater, einen Genfer Anwalt und gegen eine ehemalige Geliebte. Hintergrund der Ermittlungen ist, dass die 100 Millionen Dollar auf ein Konto einer Genfer Privatbank geflossen sein sollen. Auch die für Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden in Spanien ermitteln seit 2018.
König Felipe distanzierte sich: Im März kam es in dieser Angelegenheit zu einem Bruch zwischen dem amtierenden König, König Felipe, und seinem Vater, dem ehemaligen König. Juan Carlos erhält nun seine jährliche Rente von fast 200'000 Euro nicht mehr. Gleichzeitig gab König Felipe bekannt, dass er auf die Erbansprüche gegenüber seinem Vater verzichten werde.
Eine britische Zeitung deckte zudem auf, dass Juan Carlos seinem Sohn eine Hochzeitsreise für eine halbe Million Dollar geschenkt hat. «Es ist gewiss nicht illegal, dass ein Vater seinem Sohn die Hochzeitsreise finanziert», sagt Pfändler. «Aber dieser hohe Betrag bessert das Image des Königshauses nicht auf.»
Spanische Monarchie ist unbestritten: «Es kommt natürlich darauf an, mit wem man spricht», sagt Spanien-Kennerin Pfändler. «Doch für weite Teile der Bevölkerung und für die grossen Parteien ist es keine Frage: Ein Spanien ohne Monarchie ist undenkbar.» Allerdings wurde dieser Finanzskandal mitten in der heftigen Zeit der Coronakrise aufgedeckt. Es habe während des Lockdowns immer wieder Proteste gegen das Königshaus gegeben: Die Leute hätten mit Pfannen und Töpfen auf den Balkonen laut gegen das Königshaus protestiert.
Affäre hat doch politische Konsequenzen: Die Partei Podemos, die kleine Regierungspartei, hat kürzlich den Rücktritt von König Felipe gefordert. Und Ministerpräsident Pedro Sanchez von den Sozialisten sagte, man müsse sich überlegen, ob man die Verfassung so reformieren sollte, damit es einfacher wäre, potenzielle Straftaten eines Königs zu untersuchen. In einer ersten Reaktion auf die neusten Enthüllungen sagte Regierungssprecherin María Jesús Montero: «Vor der Justiz sind alle gleich.»