- Papst Franziskus räumt den sexuellen Missbrauch von Nonnen in der katholischen Kirche ein.
- Auf dem Rückflug von Abu Dhabi nach Rom sagte er, es sei ein Problem und er wisse, dass Priester und Bischöfe das getan haben. Er glaube auch, dass es weiterhin getan werde.
- Es betreffe einige Kulturen oder religiöse Gemeinschaften mehr als andere. Es sei aber keine Sache, die alle machen.
Gemäss dem Papst arbeite der Vatikan seit langem an dem Problem. So seien Frauengemeinschaften aufgelöst worden, Kleriker «suspendiert» und «weggeschickt» worden. Trotzdem fügte er hinzu: «Muss man mehr (gegen das Problem) machen? Ja. Wollen wir mehr machen? Ja.»
Gemeinschaft sofort aufgelöst
Franziskus sprach dabei einen Fall einer Gemeinschaft aus der Vergangenheit an, bei dem Frauen «wie Sklaven» behandelt worden seien. Durch Kleriker und den Gründer der Gemeinschaft sei es zur «sexuellen Sklaverei» gekommen. Die Gemeinschaft wurde durch den damaligen Papst Benedikt nach starken Widerständen sofort nach seinem Amtsantritt im Jahr 2005 aufgelöst.
Benedikt sei sehr «sehr mutig» und keinesfalls schwach gewesen. Um welche Gemeinschaft es sich handelt, sagte Papst Franziskus bei der Pressekonferenz im Flugzeug nicht.
Ausbeutung der Arbeitskraft
Bei den «sklavenähnlichen» Zuständen geht es für Italien-Korrespondent Franco Battel wohl auch um die Ausbeutung der Arbeitskraft. In Rom gibt es sehr viele junge Nonnen aus Südamerika, Indien und Afrika. Sie pflegen beispielsweise die älteren Nonnen aus Italien. Unter welchen Umständen verrichten sie diese Arbeit, ist es immer freiwillig? Solche Fragen kann man nach den Aussagen des Papstes nun stellen, auch was er mit diesen Zuständen genau meint.
Gipfeltreffen ohne die Frauen
Für den Papst ist die Misshandlung von Frauen auch ein generelles Problem. «Die Frau ist zweiter Klasse», sagte er. «Es ist ein kulturelles Problem. (…) Es gibt Länder, wo die Misshandlung von Frauen bis zum Frauenmord geht.»
Ende Februar hat der Papst ein Gipfeltreffen im Vatikan zu den Missbrauchsskandalen in der Kirche einberufen. Denn wegen der Misshandlung von Kindern steht sie zurzeit in mehreren Ländern stark unter Druck. Vorsitzende der Bischofskonferenzen aus aller Welt sollen daran teilnehmen. Allerdings wird sich das Treffen nicht mit dem Missbrauch an Frauen beschäftigen.
Geistliche vereinen Macht auf sich
Die Vatikan-Zeitung «L'Osservatore Romano» hatte bereits vor ein paar Tagen das Thema angeschnitten. Sie kritisierte, dass die Kirche dieses Problem immer noch ignoriere. Missbrauch hänge generell viel mit der Struktur der Kirche zusammen, in der die Geistlichen die Macht auf sich vereinten.
Auch die Internationale Vereinigung von Generaloberinnen, die weltweit 500'000 Nonnen vertritt, beklagte unlängst eine «Kultur des Schweigens». Sie ermutigte Frauen in religiösen Gemeinschaften, jeden Fall von Missbrauch zu melden.