- Elly Schlein wird Vorsitzende des Partito Democratico (PD).
- Damit setzt sich die 37-Jährige gegen Favorit Stefano Bonaccini durch.
- Schlein ist in Lugano aufgewachsen und besitzt die Schweizer Staatsbürgerschaft.
Der Sieg von Elly Schlein gilt als Überraschung. Beim ersten Wahlgang war sie dem als Favorit gehandelten Stefano Bonaccini unterlegen, als die Parteimitglieder zwei von vier Kandidaten ausgewählt hatten. Bonaccini ist Präsident der norditalienischen Region Emilia Romagna.
Beim zweiten Wahlgang konnten alle Italienerinnen und Italiener zwischen den zwei verbliebenen Bonaccini und Schlein wählen. Schlein kam auf 54 Prozent der Stimmen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldet. Am Urnengang beteiligten sich eine Million Mitte-Links-Wählerinnen und -Wähler.
Der Lega-Vorsitzende Matteo Salvini gratulierte Elly Schlein bereits zu ihrem Sieg. Bonaccini sagte, nun liege es an Schlein, «die Richtung der Partei» vorzugeben. Auch Schweizer SP-Politikerinnen und -Politiker gratulierten der 37-jährigen Doppelbürgerin.
«Das sozialdemokratische Volk ist lebendig und bereit, sich zu erheben. Ich habe ein klares Mandat für einen echten Wandel in der Partei erhalten», sagte Schlein nach ihrem Wahlsieg. «Wir werden den Kampf gegen jede Art von Ungleichheit in den Mittelpunkt stellen», fügte sie hinzu.
Elly Schlein will der stärksten Oppositionspartei Italiens eine klare Richtung nach links geben, erklärt SRF-Italienkorrespondent Peter Voegeli. Sie gilt als progressiv, ökologisch und feministisch. Ihre Hauptthemen sind Klimaschutz und die Bekämpfung von gesellschaftlichen Ungleichheiten sowie prekären Lebensverhältnissen vieler Menschen.
Um den Partito Democratico wieder auf Erfolgskurs zu bringen, braucht es laut Voegeli ein geschärftes Parteiprofil. Auch eine profilierte Person, die die Partei zusammenhält, an der Spitze sei wichtig – in einem Land, wo sich Parteien schnell auflösen und neu bilden und wo es fast mehr Wahlbündnisse als Parteien mit klarem Programm gibt.
Zudem sei es für den PD wichtig, das Verhältnis mit den Cinque Stelle zu klären. Denn die Parteien sprechen jetzt tendenziell dieselben Wähler an, sagt der Italienkorrespondent. Auch seien linke Wahlbündnisse wichtig. Das Fehlen dieser hat bei den letzten Wahlen zu Niederlagen geführt.
Vorteil für Regierungschefin Meloni
Sich als Anti-Meloni zu positionieren, sei sicher geschickt, schätzt Voegeli. Doch auch Meloni kann profitieren. Denn seit den letzten Wahlen ist die politische Landschaft wieder eindeutiger links und rechts. Das mache es für die potenziell verlässlichen Bündnispartner Melonis – Berlusconi von der Forza Italia und Matteo Salvini von der Lega – viel schwieriger, ein Regierungsbündnis mit einem solch linken PD einzugehen.
Die 37-jährige Elly Schlein ist in Lugano aufgewachsen und ist amerikanische, italienische und schweizerische Staatsangehörige. Sie ist offen bisexuell und lebt mit einer Frau zusammen. Schlein ist meist ungeschminkt – auch das sei in Italien ein politisches Statement, so Voegeli.
Die Politikerin war im Europaparlament. «Sie ist international, in einem Land, das eigentlich sehr selbstbezogen ist», sagt Voegeli. 2015 war Schlein aus Protest gegen den damaligen Premier Matteo Renzi aus dem Partito Democratico ausgetreten. Nun ist sie wieder eingetreten, um erfolgreich Chefin der Partei zu werden.