- Auf Island ist zum dritten Mal innerhalb von acht Wochen ein Vulkan ausgebrochen.
- Am Morgen gegen 6 Uhr hat sich nördlich des Küstenortes Grindavík ein drei Kilometer langer Erdriss aufgetan, aus dem Lava floss.
- Die isländischen Behörden riefen die Notstandsstufe für die Region südwestlich der Hauptstadt Reykjavik aus.
Nach Angaben der Wetterbehörde Vedurstofa erreichten die Lavafontänen nordöstlich des Berges Sylingarfell eine Höhe von rund 50 bis 80 Metern. Eine Dampfwolke stieg bis in eine Höhe von rund drei Kilometern auf.
Rund um den Erdriss bildete sich schnell ein Lavafeld, wie in Livestreams des isländischen Rundfunksenders RÚV zu sehen war. Experten rechneten damit, dass der Ausbruch sich in wenigen Tagen wieder legen könnte. Bereits am Donnerstagnachmittag hatte er nach Angaben der Wetterbehörde an Stärke verloren.
Die Blaue Lagune, ein Geothermalbad, das mit seinem weiss-blauen Wasser bei Touristen als ein Höhepunkt bei einer Reise nach Island zählt, wurde vorsichtshalber evakuiert und ist vorübergehend geschlossen.
Wegen der Entwicklung riefen die isländischen Behörden die Notstandsstufe für die Region auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik aus. Zudem sei durch den Vulkanausbruch die Warmwasserversorgung unterbrochen worden, was einen Mangel an heissem Wasser in der Region Sudurnes verursacht habe, teilte die Zivilschutz- und Polizeibehörde mit.
Die Behörde rief Bewohner und Unternehmen auf der Halbinsel zum Strom- und Wassersparen auf. Die Gemeinde Reykjanesbær kündigte an, dass Kindergärten, Grundschulen und andere Einrichtungen bis zur Wiederherstellung der Versorgung geschlossen bleiben.
Es ist der sechste Vulkanausbruch auf der Halbinsel südwestlich von Reykjavik seit 2021 und dabei der dritte seit Mitte Dezember. Bei der jüngsten Eruption Mitte Januar hatte die Lava auch die Ausläufer des zuvor evakuierten Ortes Grindavík erreicht und dort drei Häuser zerstört.
Es war das erste Mal seit einem halben Jahrhundert, dass bei einem Ausbruch auf der Nordatlantikinsel Behausungen von Lavamassen zerstört worden waren.
Nun scheint die Lage des Ausbruchsortes günstiger zu sein: Der Erdspalt liegt nach Angaben der Wetterbehörde nördlich eines Punktes, der den Lavafluss wesentlich bestimmt. Das bedeute, dass die Lava nach Osten, Westen und Norden strömen wird und damit nicht Richtung Grindavík.
Spalteneruption – kein klassischer «Vulkanausbruch»
Die Eruptionen der vergangenen Jahre sehen nicht so aus, wie man sich einen klassischen Vulkanausbruch vorstellt: Die Lava fliesst oder spritzt nicht aus dem Trichter eines Vulkanbergs, sondern strömt aus einem Riss. Darum wird dieser Ausbruch als Spalteneruption bezeichnet.
In der Nähe des Ausbruchsorts befindet sich Islands internationaler Flughafen Keflavík. Anders als beim Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull 2010 entsteht derzeit keine grosse Aschewolke. Damals legte der Eyjafjallajökull mit einer kilometerhohen Dampf- und Aschewolke den internationalen Flugverkehr zwischen Europa und Nordamerika tagelang lahm.