Zum Inhalt springen
Audio
Mexiko lässt alten Streit mit Spanien eskalieren
Aus Echo der Zeit vom 10.02.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 11 Sekunden.

Spaniens Kolonialherrschaft Scharfe Worte in Mexiko – Schulterzucken in Spanien

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador will die Beziehungen mit Spanien vorerst pausieren. «Eine Pause würde den beiden Ländern gut tun», sagt López Obrador an seiner alltäglichen Pressekonferenz. Er fordert zum wiederholten Mal, Spanien solle sich endlich für die Gräueltaten der Kolonialzeit entschuldigen.

Auffälliger Zeitpunkt für alte Vorwürfe

Die Worte des mexikanischen Präsidenten hätten eine diplomatische Krise ausgelöst, hätte sie nicht Andrés Manuel López Obrador ausgesprochen und dies gerade jetzt. So bringt es die konservativ-liberale spanische Onlinezeitung «El Confidencial» auf den Punkt.

Was das Blatt damit meint: Die Vorwürfe des mexikanischen Präsidenten sind nicht neu und ihr Zeitpunkt auffällig. Eigentlich hätte Mexikos Präsident am Mittwoch vor den Medien Stellung nehmen sollen zu einem für ihn heiklen Thema: Es geht um mutmassliche Interessenskonflikte.

Der Sohn des Präsidenten und auch die Schwiegertochter sollen profitiert haben von Geschäften mit Pemex, Mexikos grosser staatlichen Erdöl-Firma. Doch zu diesen Vorwürfen sagte López Obrador nichts – stattdessen teilte er gegen Spanien aus, wieder einmal.

Spanische Medien sprechen von Ablenkungsmanöver

Spanien sei zum Boxsack des mexikanischen Präsidenten geworden, kommentieren dies spanische Medien und sprechen von einem Ablenkungsmanöver, bei dem es nur am Rande um einen Streit um Kolonialgeschichte gehe.

Tatsächlich kritisierte der mexikanische Präsident auch spanische Energie- und Erdöl-Konzerne wie Iberdrola oder Repsol. Sie geschäften seit Jahren erfolgreich in Mexiko und sind damit Konkurrenten für staatliche Konzerne, wie Pemex.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Spanien und Mexiko sind eng: Spanien ist nach den USA dasjenige Land, das am zweitmeisten in Mexikos Wirtschaft investiert. Und die Regierung in Madrid weiss, dass Mexiko auf diese Investitionen auch weiterhin angewiesen ist.

Auch der spanische Aussenminister gibt sich deshalb gelassen, sagt gegenüber den Medien, er wisse nichts von einem Abbruch der Beziehungen zu Mexiko.

Langjährige Debatte über Kolonialgeschichte

Dass die Worte des mexikanischen Präsidenten in Spanien nur für müdes Schulterzucken sorgen, hat auch mit der Debatte über Kolonialgeschichte zu tun: Diese belastet das spanisch-mexikanische Verhältnis nicht zum ersten Mal, wird aber auf beiden Seiten des Atlantiks noch immer wenig differenziert geführt. Die Verflechtungen sind komplex.

So steht eine Entschuldigung für Gräueltaten aus der Kolonialzeit für das offizielle Spanien ausser Frage – nicht zuletzt deshalb, weil es die Nachfahren der Konquistadoren, also der spanischen Eroberer von damals, sind, die heute in Mexiko regieren. 

Teresa Delgado

Südamerika-Korrespondentin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Teresa Delgado hat an der Universität Freiburg und in den USA Geschichte, Englisch und Spanisch studiert. Seit 2016 ist sie Redaktorin und Produzentin bei Radio SRF. 2021 und 2022 berichtete sie als Auslandredaktorin aus Spanien, Portugal und den USA. Seit 2023 ist sie Südamerika-Korrespondentin mit Sitz in Santiago de Chile.

Echo der Zeit, 10.02.2022, 18:00

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel