Der russische Inlandgeheimdienst FSB hat einen prominenten Berater der Raumfahrtbehörde Roskosmos wegen Hochverrats festgenommen. Der 30-jährige Journalist Iwan Safronow habe für die Nato Rüstungsinformationen gesammelt und diese an den tschechischen Geheimdienst übergeben, teilte die Behörde mit.
Der in Moskau sehr bekannte Journalist schrieb wiederholt übers Militär und die Rüstungsindustrie und scheute brisante Themen nicht. Damit handelte er sich Probleme ein und verlor zweimal innerhalb eines Jahres seine Stelle bei Zeitungen wegen zu kritischer Berichte.
Ausgerechnet bei Roskosmos
Dass der beim Kreml unbeliebte Journalist in den letzten Monaten ausgerechnet bei der russischen Raumfahrtbehörde angestellt wurde, sei eines der vielen Rätsel in diesem Fall, erklärt SRF-Russland-Korrespondent David Nauer. Der Geheimdienst habe Safronow offenbar schon seit Jahren überwacht: «Da fragt man sich schon, warum man ihn einen derart brisanten Job machen liess.»
Doch das alles ist vorerst ebenso unklar wie das, was ihm vorgeworfen wird. Safronow bestreitet jede Schuld. Laut seinen Anwälten gibt es in den Akten keine konkreten Angaben über seine angeblichen Vergehen.
Kein Einzelfall
Es ist allerdings ein weiterer Fall in einer ganzen Reihe von zweifelhaften Strafverfahren gegen Journalisten, Künstler, Kreative und Forscher in Russland. Da gibt es Gemeinsamkeiten, auch wenn die Fälle zum Teil sehr unterschiedlich sind.
So fällt laut Nauer auf, dass in letzter Zeit immer wieder Leute verfolgt werden, die eine eigene Meinung haben, kritisch sind und auch darüber reden. Neben Journalisten etwa eine Künstlerin, die feministische Kunst macht. Oder ein Historiker, der zu den Verbrechen von Stalin forschte.
Die Lage habe sich offensichtlich verschärft, stellt Nauer fest: Früher gerieten vor allem Leute ins Visier des Staates, die offen die Machtfrage stellten – wie etwa der Oligarch Michail Chodorkowski. Inzwischen gebe es sehr viele rote Linien, so Nauer.
Die Lage hat sich offenbar verschärft. Inzwischen gibt es sehr viele rote Linien.
Widerstand regt sich
In der liberalen Moskauer Öffentlichkeit halten viele Safronow für unschuldig. Kurz nach der Verhaftung protestierten Journalisten für ihren Kollegen. Im Internet unterschrieben Tausende eine Solidaritätspetition.
Aktivistinnen und Aktivisten sehen sich in ihrem Engagement ermutigt, weil öffentlicher Druck und Aufmerksamkeit in einigen Fällen zu bedingten Haftstrafen führten, wie Nauer erklärt. Allerdings stünden die Karten für Safronow nicht gut: «Wer wegen Landesverrats angeklagt wird, kommt erfahrungsgemäss nicht so schnell wieder aus dem Gefängnis.»