Es ist Freitagmittag in einer Pizzeria in einem konservativen Vorort von Austin. Die örtlichen Republikaner treffen sich zu ihrer monatlichen Sitzung.
Sie beginnt mit einem Gebet und dem «Pledge of Allegiance», dem Treueschwur auf die US-Fahne und die Nation. Etwa 40 Männer und Frauen sind gekommen, um die Vorwahlen für den Kongress und die Präsidentschaft zu besprechen. Donald Trump hat in ihrer Partei keine ernsthafte Konkurrenz.
Mehr zu reden gibt Bernie Sanders. Dass dieser Trumps Herausforderer werden könnte, löst bei den Anwesenden Unbehagen aus. Ein Sozialist sei er, mit einem gefährlichen Programm für die Öl- und Gasindustrie in Texas.
Die staatliche Krankenkasse oder der Schuldenerlass für Studierende, die Sanders fordere, seien unbezahlbar, fürchtet Anwältin Rosemarie Edwards. Bernie wolle ihnen ans Portemonnaie. Ähnlich sieht es Hausfrau Carla Birck.
Vielen Leuten gefalle leider, dass Sanders das Geld der Reichen verteilen wolle – vor allem den Jungen, die naiv seien. «Mit genau solchen unrealistischen Versprechen versuchen sozialistische Diktatoren, an die Macht zu gelangen.»
Vergleich mit Venezuela
Zu was der Sozialismus führen könne, sehe man doch in Venezuela, ergänzt der lokale Parteivorsitzende Patrick McGuinness. Sozialismus sei Kommunismus light, ist Bankdirektor George Hindman überzeugt, und der führe meist in die Diktatur. Das sei aber schrecklich für die Bevölkerung.
Was Rosemarie Edwards deshalb besonders Angst macht, ist die Euphorie, die Bernie mit seinen Versprechen bei der Jugend auslöst. Die Jugend sei von linken Professoren an den Colleges indoktriniert worden.
Das nütze Sanders nun aus, so Edwards. Patrick, der Parteivorsitzende, attestiert Sanders ein gutes Gespür: Er habe erkannt, dass sich wohl noch immer viele Menschen in den USA von der Regierung vernachlässigt fühlten.
Chancen eines Aussenseiters
Bernie habe einen wunden Punkt getroffen, gibt auch Rosemarie zu, und das müssten die Republikaner ernst nehmen. Auch George Hindman ist beunruhigt. Wie viele andere im Saal erinnert er sich an die republikanischen Vorwahlen vor vier Jahren. Wie damals Trump sei Bernie Sanders ein Aussenseiter.
Sanders vertrete zwar nicht die Mehrheit der Bevölkerung und würde gegen Trump wohl verlieren. Aber man wisse nie, sagt Hindman. Die Wahl Trumps habe sie gelehrt, dass nichts unmöglich sei.
Rendez-vous, 03.03.2020, 12:30 Uhr