Die aktuellen Ereignisse auf Lampedusa beschäftigen sehr viele SRF-User. Das Rettungsschiff «Sea-Watch 3» hatte in der Nacht auf Samstag unerlaubt im Hafen der italienischen Insel angelegt. Daraufhin wurde die Kapitänin Carola Rackete festgenommen, das Schiff beschlagnahmt. Die 40 Migranten sind nun in einem Flüchtlingslager.
Unsere nicht repräsentative Umfrage mit 3670 Teilnehmenden zeigt, dass die Mehrheit aller User Verständnis für Racketes Entscheid zeigt. 63 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass die Kapitänin zu Unrecht festgenommen wurde.
37 Prozent der teilnehmenden User meinen dagegen, die 31-Jährige habe Beihilfe zur illegalen Einwanderung geleistet – unter anderem wegen dieses Vorwurfs ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft gegen sie.
«Wir helfen so niemandem»
In unseren Kommentarspalten sind zahlreiche kontroverse Einträge zu den Geschehnissen rund um die «Sea-Watch 3» eingegangen. Während viele User die Aktion der Kapitänin gutheissen, fürchten andere Kommentatoren, dass Rettungsaktionen wie diese die Migration in Richtung Europa verschärfen.
«Wir helfen so niemandem und setzen falsche Zeichen und falsche Hoffnungen», schreibt etwa SRF-Userin Katharina Wiedmer. Das Flüchtlingsproblem müsse in den Herkunftsländern angegangen werden, so Wiedmer weiter.
Wer mehr als zwei Wochen mit 40 Gästen an Bord planlos im Mittelmeer herumgondelt, handelt nicht nur grob fahrlässig, das ist bereits kriminell.
Andere User werfen der Kapitänin Fahrlässigkeit vor: «Wer mehr als zwei Wochen mit 40 Gästen an Bord planlos im Mittelmeer herumgondelt, handelt nicht nur grob fahrlässig, das ist bereits kriminell», schreibt Werner Christmann.
Userin Andrea Esslinger sieht das ganz anders: «Diese Kapitänin ist eine Heldin, heute oder erst für die nächste Generation. Aber eine Heldin ist sie, denn sie hat das Richtige getan.»
Respekt vor der Courage der Frau.
Kommentator B. Näf sieht in Racketes Verhaftung eine Art Stellvertreterkrieg: «Hier wird die Unfähigkeit der politischen Kaste auf den Schultern einer mutigen Kapitänin ausgetragen. Respekt vor der Courage der Frau.»
Wie weiter mit den gelandeten Flüchtlingen?
Ein weiterer heiss diskutierter Aspekt ist die Frage, wie mit den Flüchtlingen stattdessen hätte umgegangen werden beziehungsweise was jetzt mit ihnen geschehen soll. «Unter niederländischer Flagge vor der Küste Libyens abgeholt, bieten sich die Niederlande nicht an, Migranten aufzunehmen?», fragt etwa Beppie Hermann.
Andere schlagen vor, die Unterstützer des Rettungsschiffes sollten Patenschaften für Migranten übernehmen oder sie sollten nach Libyen zurückgeschickt werden. Lorenz Bertsche dagegen stellt die rhetorische Frage: «Was hättet Ihr User auf diesem Portal in ihrer Lage getan? Die Afrikaner ertrinken lassen, als man sie sah?»
Hat Salvini richtig gehandelt?
Ebenso umstritten ist das Verhalten des italienischen Innenministers Matteo Salvini. Einige User fordern Sanktionen gegen ihn und andere italienische Spitzenpolitiker und nennen Salvini «kriminell». Kommentator Ueli von Känel kritisiert: «Im Namen von Gesetzen sind schon oft menschenrechtswidrige Zustände gerechtfertigt und Grausamkeiten zugelassen worden.»
User Silvio Spescha dagegen lobt: «Machen wir uns nichts vor, wir haben es Salvini zu verdanken, dass die Migrationsströme Richtung Norden abgenommen haben.»
Salvini twitterte derweil am Samstag: «Die Gesetzlose verhaftet. Piratenschiff beschlagnahmt. (...) Flüchtlinge alle auf andere europäische Länder verteilt. Mission erfüllt.»