Geoffrey Berman will nicht gehen. Der 60-jährige Bundes-Staatsanwalt des wohl mächtigsten Gerichtsbezirks in den USA, des Southern Districts von New York, hat das in einem knappen Communiqé klargemacht. Er werde erst zurücktreten, wenn der Senat einen Nachfolger bestätigt habe, und werde inzwischen die laufenden Ermittlungen weiterführen, ohne Verzögerung.
Geoffrey Berman, ein Republikaner, amtiert seit 2018 als Bundes-Staatsanwalt in Manhattan und ist federführend in Korruptions-Ermittlungen gegen Personen im Umkreis von Präsident Trump. Unter anderem führte er einen erfolgreichen Prozess gegen den ehemaligen Anwalt von Präsident Trump, Michael Cohen. Er sitzt wegen Steuerhinterziehung und Falschaussage in Haft.
Taktische Ankündigung
Berman ermittelte zudem gegen das Komitee, das die Amtseinsetzungsfeier von Präsident Trump organisierte. Laufend sind Ermittlungen gegen Trump-Anwalt Rudy Giuliani und seine ukrainischen Partner Lev Parnas und Igor Fruman.
Justizminister Barr verkündete den Rücktritt zu später Stunde am Freitagabend, ein beliebter Termin, um unter dem Radar der Medien zu fliegen. Der Text des Communiqués ist sichtlich bemüht, keine Wellen zu schlagen: Berman habe eine hervorragende Arbeit geleistet, hartnäckig und kompetent, steht da. Der Grund des Rücktritts bleibt unerwähnt.
Präsident Trump plane einen Nachfolger zu nominieren, den derzeitigen Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Jay Clayton. Der frühere Wall-Street-Anwalt hat keine Erfahrung in der Strafverfolgung. Seine Nominierung müsste der Senat bestätigen. Bis dann ernennt Justizminister Barr den derzeitigen Staatsanwalt von New Jersey ad Interim.
Barr bevorzugt Trump-treue Staatsanwälte
Doch Bundesanwalt Berman kuscht nicht und lässt es auf einen Showdown abkommen. Juristische Kreise debattieren darüber, ob Justizminister Barr den Bundesstaatsanwalt überhaupt entlassen kann.
Der Eklat zwischen dem Justizministerium und der Bundes-Staatsanwaltschaft in New York kommt nicht ganz überraschend. Justizminister Barr versucht seit längerem Staatsanwälte umzubesetzen – und auf die Linie des Weissen Hauses zu bringen. So ersetzte er im Januar den Staatsanwalt am Bezirksgericht in Washington D.C., der für die Ermittlungen gegen die ehemaligen Trump-Berater Roger Stone und Michael Flynn zuständig gewesen war. Tausende von US-Juristen haben öffentlich kundgetan, dass sie in Barrs Interventionen eine Gefahr für die Unabhängigkeit des US-Rechtsstaats sehen.