Benjamin Griveaux gilt seit Monaten als Favorit für das Stadtpräsidium in Paris. Er gehört zum engsten Kreis im Gefolge von Präsident Emmanuel Macron, unterstützte dessen Bewegung seit Beginn und soll bei den Gemeindewahlen im kommenden Jahr die amtierende Stadtpräsidentin Anne Hidalgo herausfordern.
Im März war der 42-Jährige als Regierungssprecher zurückgetreten, um sich ganz auf seine Kandidatur für Paris vorzubereiten. Die Entscheidung in Wahlausschuss und Parteileitung sei einstimmig gefallen, heisst es im Communiqué der Partei. An der Basis dagegen scheint der Rückhalt für Griveaux weniger geschlossen.
Dies hatte sich bereits im Vorfeld der Nomination abgezeichnet, als sich mehrere Kandidaten kurz vorher zurückzogen, zugunsten von Griveauxs schärfstem Konkurrenten Cédric Villani.
Villani, Abgeordneter und preisgekrönter Mathematiker, hatte in den vergangenen Wochen nach Umfragen Auftrieb erhalten. Nun scheint er seine Niederlage schlecht zu verdauen. Bereits vor dem Communiqué der Parteileitung verkündete er seine Niederlage über den Nachrichtendienst Twitter und sprach von einer abgekarteten Sache.
Interne Spannungen in der Öffentlichkeit auszutragen, dies ist sich Macrons Bewegung «La République en Marche» nicht gewohnt. Gewöhnlich nickt die Basis ab, was die Spitze entschieden hat. Vor allem, weil wichtige Entscheidungen in der Regel im Umfeld von Präsident Macron getroffen werden.
Der Vorsitzende des Wahlausschusses hat Villani denn auch bereits mit dem Parteiausschluss gedroht, falls er Kandidat Griveaux nicht unterstützen sollte.
Knappes Resultat erwartet
Kein idealer Start in einen Wahlkampf mit ungewissem Ausgang. Die amtierende Stadtpräsidentin Anne Hidalgo ist politisch angeschlagen. Ihre sozialistische Partei ist eingebrochen. Aber alle Umfragen deuten auf ein knappes Resultat in einem zweiten Wahlgang zwischen ihr und Griveaux hin.