Normalerweise braucht es gute Nerven, um durch den morgendlichen Pendlerstrom am Pariser Gare du Nord zu finden. Heute herrscht fast schon gespenstische Ruhe an einem der grössten Bahnhöfe Europas: Rot gekleidete Helferinnen beraten ratlose (Möchtegern-)Passagiere. Auf den Gleisen herrscht gähnende Leere.
Der Gare du Nord ist die Hauptschlagader des französischen Bahnverkehrs. Hunderte Züge – TGV, Intercity, Regional- und Vorortszüge sowie die Pariser Metro – kommen hier zusammen. «Jetzt fährt fast kein Zug. Und die paar wenigen, die ankommen, sind überfüllt», sagt SRF-Frankreich-Korrespondent Liebherr.
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Bild 1 von 3. Wie sich die Stimmung in der Bevölkerung entwickelt, wird entscheidend für den Verlauf des Streiks sein, sagt SRF-Korrespondent Liebherr. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 3. Fährt ein Zug, bricht für einen Moment das Chaos los... Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 3. ...solche Bilder blieben aber die Ausnahme: Wartende und Gestrandete dominierten den ruhigen Dienstagmorgen am Gare du Nord. Bildquelle: Keystone.
Am Gare du Nord sei gut sichtbar, welches Chaos die Reisenden heute erwarte, sagt Liebherr: «Nicht nur in Paris, sondern im ganzen Land.» Der Stillstand kam allerdings mit Ankündigung: «Man konnte sich seit Wochen auf diesen ersten Streiktag einstellen.»
Entsprechend gelassen reagierten die Reisenden, sagt Liebherr – noch: «Das wird sich wohl ändern, wenn der normale Turnus des Streiks einsetzt: Zwei Tage wird gestreikt, drei Tage nicht.»
Es droht ein wochenlanges Nervenspiel zwischen Bähnlern und Regierung. Und die Stimmung in der Bevölkerung dürfte massgeblichen Einfluss darauf haben, wer zuerst einlenkt, glaubt der SRF-Korrespondent: «Auf lange Sicht werden sich die Gemüter erhitzen.»