- Assad-treue Truppen haben die Rebellen aus dem Nordosten Aleppos vertrieben.
- Das von den Rebellen gehaltene Gebiet schrumpft um mindestens ein Drittel.
- Auch wenn Aleppo fällt, wäre der Krieg noch nicht vorbei, sagt SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann.
SRF News: Ist der Erfolg der Assad-Truppen ein Vorentscheid im Kampf um Aleppo?
Philipp Scholkmann: Es sieht so aus. Die Regierungstruppen haben in den letzten Tagen erhebliche Geländegewinne gemacht. Im nördlichen Teil Aleppos haben sie am Wochenende das Quartier Hanano eingenommen. Es war das erste Quartier Aleppos, das die Rebellen vor vier Jahren unter ihre Kontrolle brachten. Insgesamt sollen die Regierungstruppen den Rebellen in den letzten Tagen ein Drittel ihres Gebiets in der Stadt entrissen haben. Offenbar ist es ihnen auch gelungen, das Rebellengebiet zu unterteilen. Das ist schon signifikant.
Heisst das, die Rebellen sind von der Aussenwelt abgeschnitten?
Das sind sie schon seit dem Sommer, als die Assad-treuen Kräfte die Stadt völlig umschlossen. Jetzt sind aus dem belagerten Ostteil der Stadt aber zwei isolierte Gebiete geworden. Es gibt Meldungen, wonach auch das nördlichere der beiden Gebiete bald an die Assad-Truppen fallen könnte, weil sich die Rebellen ins südlich gelegene Gebiet zurückgezogen haben sollen, das mitten im Zentrum Aleppos liegt.
Assad hätte dann wieder alle grossen Städte unter Kontrolle.
Tausende Menschen sind am Wochenende aus den umkämpften Quartieren geflüchtet. Können sie überhaupt mit dem Allernötigsten versorgt werden?
Die syrische Regierung zeigt sogar demonstrativ, wie sie den Geflohenen hilft. Den in der Stadt verbliebenen Menschen ist aber jede Hilfe von aussen verwehrt. Sie werden regelrecht ausgehungert. Die Berichte aus dem Gebiet sind dramatisch: Seit Monaten ist dort keine humanitäre Hilfe mehr angekommen.
Wäre es ein Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg, wenn Aleppo fällt?
Symbolisch auf jeden Fall. Zudem würden sofort starke Kräfte der Assad-Treuen frei, die jetzt im Kampf um die Stadt gebunden sind. Es wäre so etwas wie der letzte Beweis, dass diese islamistisch dominierte Rebellion trotz Unterstützung aus dem Ausland nicht imstande ist, eine Alternative zu Assad und seinem Sicherheitsapparat aufzubauen. Assad hätte dann wieder alle grossen Städte des Landes unter seiner Kontrolle, nicht aber das Umland. Der syrische Bürgerkrieg wäre also auch nach einer Eroberung Aleppos noch nicht zu Ende.
Das Gespräch führte Ivana Pribaković.