Vor einem halben Jahr wurde die Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta mit einer Autobombe getötet. Das kaltblütige Attentat wirft nach wie vor ein schiefes Licht auf die sonnige Mittelmeerinsel.
Bis heute wurde der Mord an Caruana Galizia nicht geklärt. Erst kürzlich forderte die EU-Kommission von Malta eine lückenlose Aufklärung.
Auch bezüglich Pressefreiheit steht in Malta nicht zum besten. Im aktuellen Ranking zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen fiel das Land auf Rang 65 zurück.
Beleidigungen und juristische Streitereien
Seit dem Tod von Caruana Galizia sei journalistisches Arbeiten auf der Insel sogar noch schwieriger geworden, sagt Matthew Xuereb, Leiter der Nachrichtenredaktion der Zeitung «Times of Malta».
Politiker und Behörden seien im Umgang mit Journalisten viel vorsichtiger geworden. Es herrsche überall Schweigen. Für Xuereb ein klares Zeichen: Die Regierung gebe den Ministerien klar durch, kritische Fragen zu ignorieren.
Zu Xuerebs Arbeitsalltag gehören Beleidigungen genauso dazu wie juristische Streitereien. Mit seinen Anfragen bei Behörden steht er meist vor verschlossenen Türen, so versucht Xuereb die Herausgabe kritischer Informationen einzuklagen.
Recherchen gehen weiter
Trotz aller Widrigkeiten werden die Recherchen von Caruana Galizia weitergeführt. Unter dem Namen «Daphne Project» führen 45 Journalisten aus 15 verschiedenen Ländern ihre Arbeit fort. Renommierte Medien wie CNN, «Süddeutsche Zeitung» oder der Schweizer «Tages-Anzeiger» publizieren die Recherchen.
Wir müssen den Durst der Leserschaft nach Wahrheit stillen.
Vor ihrem Tod hatte Caruana Galizia Geldwäscherei-Vorwürfe gegen zwei hochrangige maltesische Politiker erhoben. Die Beschuldigten gelten als linke und rechte Hand von Premierminister Joseph Muscat.
Regierung fühlt sich sicher
Regierungskreise würden die Recherchen jedoch als alte, wieder aufgewärmte Geschichten abtun, sagt Xuereb. Der Wirtschafts-Minister habe ihm und seiner Zeitung sogar vorgeworfen, eine Schmutzkampagne gegen ihn zu fahren. Dies nachdem Zeugen gegenüber den Medien ausgesagt hatten, sie hätten ihn vor dem Mord an Caruana Galizia mehrmals mit einem der Tatverdächtigen gesehen.
Trotz aller Recherchen fühle sich die Regierungspartei sehr sicher, erklärt Xuereb. Sie stütze sich auf den klaren Wahlsieg vom Juni 2017. Muscats Arbeiterpartei konnte die Wahlen klar gewinnen, obwohl schon damals Korruptionsvorwürfe erhoben worden waren.
Pässe für reiche Russen
Die Bevölkerung sei aber gespalten, sagt Xuereb. Insbesondere dass die maltesische Regierung Pässe an reiche Russen verkaufe, sei vielen ein Dorn im Auge.
Zwar werde das Geld in die Infrastruktur investiert, doch die Herkunft des Geldes störe viele: «Das Problem ist, dass es sich um schmutziges Geld handelt», so Xuereb.
Der Journalist erhofft sich mehr Druck von Seiten der EU auf die maltesische Regierung. Erst wenn die EU den maltesischen Abgeordneten im Europa-Parlament das Stimmrecht entziehe, werde die Regierung den Korruptionsvorwürfen ernsthaft nachgehen. Malta müsse sich zusammenreissen, der Ruf des Landes stehe auf dem Spiel.
Bis das geschehe will der Journalist seine Arbeit für seine Leser weitermachen. «Wir müssen den Durst der Leserschaft nach Wahrheit stillen.»